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Mit dem Gecko-Effekt den Weitblick lernen

Bildquelle: Pixabay – CC0 Public Domain

Lichtblick-Predigt am 04.03.2018 von Pfarrerin Elfriede Bezold-Löhr

Thema: Mit dem Gecko-Effekt den Weitblick lernen
 

Gedanken zum Lichtblick am 04.03.2018 von Pfarrerin Elfriede Bezold-Löhr

Einleitung. Kennt Ihr Geckos? Diese kleinen Echsen, die eher in südlichen Gefilden leben? In Tansania kamen sie gern mit dem Einbruch der Dämmerung. Wenn wir in Lyamungo am Fuß des Kilimanscharo draußen auf der Terrasse in den schweren Sesseln vor uns hin dämmerten, wurden sie wach. Mit einem Mal tauchten sie im sanften Licht der Gartenlaternen auf. Sind über den Fliesenboden gehuscht und dann senkrecht die Wand hochgesaust. Manchmal haben Sie es sich auch auf der Decke über uns gemütlich gemacht. Das war dann für uns eher ungemütlich …

Der Gecko ist heute unsere erste Hilfe dafür, dass wir übermorgen noch wissen, worüber wir heute nachgedacht haben. Es geht – wie schon in meiner letzten Predigt – um unseren Glauben. Es geht um unsere Beziehung zu Gott, zu uns selber, zu anderen Menschen und zu der Welt um uns.

Zu dem, was ich laut mit euch durchdenke, inspiriert mich Andreas Boppart. Er ist Schweizer, knapper Vierziger, arbeitet bei ‚Campus für Christus‘ und predigt und schreibt als Christ super anschaulich fromme Bücher, die sich gar nicht so anfühlen. Zum Beispiel das Buch ‚NEULÄNDISCH‘.

Vor vier Wochen haben wir uns hier im Lichtblick von einem Atombrot-Glauben verabschiedet. Die Quintessenz jener Predigt war folgende Einsicht: Ich möchte einen Glauben haben, der mit einem Atombrot möglichst wenig und mit einem elastischen Dichtungsring möglichst viel zu tun hat. Eine ganz kurze Anmerkung dazu für diejenigen, die nicht da waren und jetzt neugierig geworden sind: Ein Atombrot-Glaube ist einer, der Dosenbrot gleicht, das Schweizer Soldaten für den Fall eines Atomkriegs als Notration haben: rund gebacken, in einer Dose schimmelsicher verpackt, steinhart, nach zwanzig Jahren als Not-Nahrung gedacht. Ein ‚Atombrot-Glaube ist ein Glaube, der fertig ist. Nach einem solchen Glauben sehnen wir uns nicht. Sondern wir sehnen uns nach einem lebendigen Glauben. Einem, der mit uns mitwächst. Der sich im Lauf unseres Lebens wandeln kann und uns in seiner jeweiligen Ausformung doch trägt. Ein Glaube, der beweglich bleibt und ‚elastisch‘.

An diesem Punkt denke ich heute mit euch weiter. Wie ein solcher Glaube aussehen kann. Wie er sich anfühlt und was er mit uns macht.

Jetzt kommen wir zu den Geckos, unserer Merkhilfe. „Lamellengeckos können dank außerordentlich hoher Adhäsion durch ihre mit Milliarden feinster Härchen (Spatulae; etwa 200 Nanometer breit und lang) besetzten Füße, bei der sie sich der Van-der-Waals-Kräfte sowie der elektrostatischen Kräfte bedienen [2], sogar kopfüber an Glasscheiben laufen.“ Damit ist via Wikipedia-Zitat eigentlich schon alles gesagt, oder? Na ja – noch nicht ganz. Welche Kräfte auch immer die Geckos in der Senkrechten und sogar über Kopf an glatten Flächen halten: Die Jungs können alle Perspektiven einnehmen. Sie sind nicht dazu gezwungen, mit allen Vieren auf dem Boden zu bleiben und aufzupassen, dass ihnen niemand zu nahe kommt. Ganz im Gegenteil: Sie kommen dorthin, wo andere nie hinkommen. Sie sind dort sicher und haben zugleich den vollen Überblick. Und das klappt wiederum nur deshalb, weil sie ganz fest auf dem Untergrund haften, auf dem sie laufen.

Der biblische Bezug. Und jetzt kommt’s: Diesen ‚Gecko-Effekt‘ können wir auf uns übertragen. Psalm 18, Verse 19b – 20a überliefert (nach der Einheitsübersetzung): „Der HERR wurde mein Halt. Er führte mich hinaus ins Weite.“ David macht diese Entdeckung. Einer der Könige vom Volk Israel. Er hat das Leben in allen seinen Schattierungen kennengelernt. Und stellt fest: „Der HERR wurde mein Halt. Er führte mich hinaus ins Weite.“ Wenn ihr genau hinhört, müsst ihr jetzt eigentlich Einspruch erheben: „Moment – das geht doch gar nicht. Gott wird der Halt von David — und zugleich soll er ihn ins Weite führen? Was jetzt? Halt oder Weite? Beides zugleich geht nicht. Oder?“ — Es geht doch zusammen. Und da ist der Gecko-Effekt die geniale Hilfe zum Verstehen. Der Gecko kommt nur die Wände hoch und kann sogar an der Decke über uns entlanglaufen, weil er den Halt am Untergrund hat. Nur weil er einen so guten Halt hat, kann er sich eine neue Dimension und eine ganz neue Weite erschließen.

David kann sein Leben leben, kann Krisen überleben, kann Verantwortung wahrnehmen, kann Scheitern verkraften – weil Gott in seinem Leben immer wieder zur Nummer 1 wird. Weil er sein Fundament ist. In diesem Halt kriegt er immer wieder Kraft und Lebensenergie und kann weiter gehen. Bei dem Halt, den Gott uns anbietet, geht es weniger um den Halt, den ein Anker einem Schiff im Hafen gibt, so dass es dort festgehalten wird. Gott ist ein Aufbruchsgott, ein Abenteuergott, ein Wandergott. Einer, der Veränderungen und Genese liebt – man schaue sich nur seine Schöpfung an. Nein, wer in Gott Halt hat wie David, der gleicht nicht dem fest verankerten Schiff, sondern er gleicht dem Gecko. Der kommt dorthin, wo andere nicht hinkommen. Der erlebt Perspektiven und Welten, die anderen verschlossen bleiben. Weil er an seinem Fundament haftet. Egal, ob in der Horizontalen oder in der Vertikalen.

Wie immer gibt es auch hier ein Aber. Wir sind nämlich nicht alle in der Wand unterwegs oder kopfüber an der Decke. Noch nicht!!! Sondern wir sitzen teilweise am Boden. In der Ecke. Wir hocken dort –bleiben unten, trauen uns nichts und verpassen so vieles, was Gott mit uns doch möglich machen möchte.

Was hält uns dort unten? Es sind viele Kräfte, die uns am Boden halten möchten. Leider.

Eine Kraft sind falsche Sicherheiten. Die Annahme, dass wir uns nur ausreichend versichern müssen oder dass das finanzielle Polster auf unserem Konto nur dick genug sein muss und wir es dann mit dem Leben gut aufnehmen können. Alles meistern werden.

Eine weitere Kraft sind unsere Ängste. Sie können uns klein machen und am Boden halten. Sie warnen uns vor jeder Neuerung, sie bauen um uns einen Käfig. Sie machen uns blind und taub gegenüber dem, was Gott mit uns vorhat.

Eine dritte Kraft sind Gewohnheiten, die uns lähmen. Wie zum Beispiel die traditionelle Denkweise, dass die Bibel im Pfarrhaus am Besten aufgehoben ist und zuerst und vor allem dort aufzuschlagen ist. Das mag früher gestimmt haben, als Wissen noch das Vorrecht von Leuten war, die ein Abitur machen und dann an der Universität Theologie studieren konnten. Aber das ist seit zwanzig Jahren vorbei! Viel Wissen ist heute jedem von uns zugänglich. Nicht zuletzt der Computer und das Internett haben dafür gesorgt, dass dieses – durchaus bequeme – Delegieren nicht mehr funktioniert. Daher meine freche Frage: Wie wäre es denn, wenn wir alle die Bibel auch privat in die Hand nehmen würden? Wenn wir sie aufschlagen würden und anfangen würden, selber darin zu lesen? Wenn wir das, was wir nicht verstehen, bei Google nachschlagen würden?

Ich weiß, dass das nicht so einfach ist. Ich weiß, dass es biblische Bücher und auch biblische Aussagen gibt, die wir entweder nur schwer oder gar nicht verstehen. Aber in der Bibel steht viel, viel mehr, das wir durchaus verstehen. Wenn wir uns eine neue Übersetzung in zeitgemäßem Deutsch gönnen, vielleicht sogar noch mit Kommentaren, haben wir noch mehr Gewinn. Damit steigen die Chancen, dass wir den Gecko-Effekt für uns nutzen können. Dass unser Hirn und unser Herz weit werden, dass wir neue Lebensperspektiven kriegen und wir zugleich in Gott unseren Halt haben.

Dass uns der Glaube an Gott und das Vertrauen in ihn nicht einengen sollen, sondern uns vielmehr in die Weite führen, steht mehrmals wörtlich in der Bibel: Du gibst meinen Schritten weiten Raum, dass meine Knöchel nicht wanken. (Ps. 18, 37). Du stellst meine Füße auf weiten Raum (Psalm 31, 9) Und ich wandle in weitem Raum, denn ich suche deine Befehle. (Ps. 119, 45)

Wie komme ich vom Boden weg und in die Wand? Wie kann ich den Gecko-Effekt für mich nutzen? Wie wird es möglich, dass ich nicht mehr ängstlich am Boden klebe, sondern Wände und Decken stürmen kann?

Ich muss eine Entscheidung treffen. Die Entscheidung, dass ich mein Herz weit werden lasse. Es beginnt dann ein Prozess in mir, der sich nach außen hin fortsetzt. Es fängt ganz Innen an. Es fängt in meinem Herzen an und wirkt sich dann nach außen hin aus: auf das, was ich sage, auf das, was ich tue – und darauf, wieviel ich wage. Was ich mich traue. Die Bibel erzählt oft davon, wie Leuten das Herz weit wird und was das dann mit ihnen macht. Sehr eindrücklich kriegen wir das an der Gestalt von Saulus alias Paulus mit. Aus dem 100%igen jüdischen Gesetzeswächter wird ein leidenschaftlicher Jesus-Nachfolger. Paulus lässt sich herausholen aus seinen falschen Sicherheiten und seinen festen Gewohnheiten. Er findet in Jesus den Halt und zugleich den Motor seines ganzen weiteren Lebens. In ‚Jesus‘, in dessen Name all das steckt, was wir brauchen: Sein Name bedeutet ‚Heil‘, ‚Hilfe‘ und ‚Rettung‘. Aber nicht in den versteckten Winkel hinein. Sondern ins Geräumige, Offene und Weite hinaus.

Gott hat an diesem Menschen-Weg seine Freude. Das ist in der Bibel festgehalten: „Gott führte mich hinaus ins Weite, er befreite mich, denn er hatte an mir Gefallen“ – entdeckt David. Gott hat Freude daran, David die Wand hochgehen zu lassen wie einen Gecko! Es war ihm ein Vergnügen, David immer wieder den Weitblick zu schenken. Das möchte Gott dir und mir gern auch gönnen. Trauen wir uns, ihn darum zu bitten, dass er unser Herz weit macht …..? Es täte uns gut, unserer Familie, unserem Dorf, unserer Gemeinde und unserer Gesellschaft.

Amen.

PFARRAMT

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Mobil: 0171/8649686

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