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Beten

Beten. Gedanken zum Sonntag ‚Rogate‘ . Lichtblick 17.05.2020 (E. Bezold-Löhr)

“Night and day we pray. Das leben wir. Das trainieren wir. Weil Jesus es wert ist. Bei uns beten Christen verschiedener Konfessionen gemeinsam bei Tag und Nacht. Wir tun das auf moderne Weise mit zeitgenössischer Musik. Warum? Weil Jesus es wert ist.
Weil Gebet die Atmosphäre verändert.
Weil man Orte braucht, um Gebet zu erleben und zu erlernen. Gebet ist nicht alles, aber ohne Gebet ist alles nichts.“

Dieses Zitat habe ich auf der Homepage des ‚Gebetshauses Augsburg‘ gefunden.

Jutta und Johannes Hartl, ein Ehepaar mit vier Kindern, hatte diesen Traum vor über zehn Jahren. Den Traum von einem Ort durchgehenden Gebets. Sie haben ihn verwirklicht. Es entstand das ‚Gebetshaus e.V.‘ Dort kann jeder hinkommen. Zu bestimmten Zeiten kann man für sich beten lassen. Ansonsten setzt man sich in den Gebetsraum einfach hinein. Dort läuft immer Musik. Meistens live. Manchmal vom Band. Ein Gebetsleiter führt in die Gebete. Weltweite Anliegen sind Thema. Politische. Gesellschaftliche. Kirchliche. Manchmal wird auch mit biblischen Texten gebetet. Immer wieder läuft auch nur leise Musik im Hintergrund und jeder betet für sich.

Dieses Gebetshaus in Augsburg ist keine Kirche. Es will die Ortsgemeinde nicht ersetzen. Sondern den Gemeinden und der Welt dienen. Man kann dort Tag und Nacht hinkommen. Der Gebetsraum ist immer offen. Sollte nachts die Eingangstür einmal abgeschlossen sein, läutet man einfach. Es gibt dort auch Gästezimmer. Dafür und auch für die Konferenzen, die dort stattfinden, muss man sich allerdings anmelden.

Alle zwei Wochen findet ab 19.30 Uhr ein offener Abend statt. Er beginnt mit Lobpreis, daran schließt sich ein Vortrag an. Entweder spricht Johannes Hartl, der Gebetshausgründer, selbst. Oder ein anderer Referent ist eingeladen.

Gebet „24/7“. Wie wirkt das auf dich? Auf Sie?

Ich habe anfangs gestutzt. Beten ohne Unterbrechung? Über 86.000 Stunden „Gebet am Stück“, wie Johannes Hartl in einem kleinen Film im Internet lächelnd und stolz berichtet? Es braucht dafür einen ‚Gebetsraumleiter‘, der die Aktivitäten von dreißig vollzeitlichen Gebetshausmitarbeitern, 100 Ehrenamtlichen, Bibelschülern und Volontären koordiniert. Wow. Paulus wäre begeistert. In seiner Schlussbemerkung an die Christengemeinde in Thessaloniki schreibt er nämlich: „Betet unablässig! Dankt Gott in jeder Lebenslage! Das will Gott von euch als Menschen, die mit Jesus Christus verbunden sind.“ (1. Thess. 5, 16 – 18)

So spricht Jesus vom Beten.

Fast schlicht kommt da daher, was Jesus zum Gebet sagt. Im Zusammenhang der großen ‚Bergpredigt‘ redet er davon. „Wenn ihr betet, dann tut es nicht wie die Scheinheiligen! Sie beten gern öffentlich in den Synagogen und an den Straßenecken, damit sie von allen gesehen werden. Ich versichere euch: Sie haben ihren Lohn schon kassiert.
Wenn du beten willst, dann geh in dein Zimmer, schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen.
Wenn ihr betet, dann leiert nicht Gebetsworte herunter wie die Heiden. Sie meinen, sie könnten bei Gott etwas erreichen, wenn sie viele Worte machen. Ihr sollt es anders halten. Euer Vater weiß, was ihr braucht, bevor ihr ihn bittet. So sollt ihr beten:

Unser Vater im Himmel,
mach deinen Namen groß in der Welt.

Komm und richte deine Herrschaft auf.

Verschaff deinem Willen Geltung,
auf der Erde genauso wie im Himmel.

Gib uns, was wir heute zum Leben brauchen.

Vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir allen vergeben haben,
die an uns schuldig geworden sind.

Lass uns nicht in die Gefahr kommen,
dir untreu zu werden,
sondern rette uns aus der Gewalt des Bösen.

Dir gehört die Herrschaft und Macht und Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Wenn ihr den anderen vergebt, was sie euch angetan haben, dann wird euer Vater im Himmel euch auch vergeben. Wenn ihr aber den andern nicht vergebt, dann wird euer Vater euch eure Verfehlungen auch nicht vergeben. (Matth. 6, Verse 5 – 15 aus der ‚Guten Nachricht‘)

Unantastbar im Text?

Ich habe euch diese Übersetzung des ‚Vaterunsers‘ zugemutet, die etwas anders ist als die, die ihr kennt. Wir sprechen – das tun wir hier im Gottesdienst gemeinsam später auch – eine Fassung, die in einem ökumenischen Prozess abgestimmt ist. Das abschließende Gotteslob („Dir gehört die Herrschaft ….“) haben Gläubige ein bisschen später an das Gebet von Jesus übrigens angehängt. Es war ihnen wichtig. Ursprünglich fehlt es bei dem Gebet von Jesus.

Kleine spannende Zwischenbeobachtung: Der gegenwärtig amtierende Papst Franziskus hat das Vaterunser für die Christen in Italien verändert. Sie haben bisher – wie wir auch – immer gebetet: „Und führe uns nicht in Versuchung.“ Sie beten jetzt: „Lass uns nicht in die Versuchung eintreten.“ Der Papst begründet diese Änderung folgendermaßen: „Gott ist keiner, der uns sozusagen böswillig eine Falle stellt, in die wir dann hineintreten.“ Wie recht er doch hat.

Was vor dem Beten wichtig ist.

Hören wir noch einmal hin, was Jesus im Blick auf das Gebet am Herzen liegt. Er beginnt damit, dass er uns helfen möchte, den Focus von uns selbst wegzunehmen. In einer Zeit, in der die Selbstdarstellung immens wichtig ist, hebt Jesus exakt das Gegenstück heraus: Es geht beim Beten nicht darum, wie ich dastehe. Was andere in mir sehen könnten – das kann mir vollkommen egal sein. Gebet ist vielmehr für Jesus ‚Zwiesprache‘. Dafür bin ich, so sagt er, am besten allein. Es geht auch nicht um möglichst geschliffene Formulierungen. Oder möglichst komplette Gebete. „Euer Vater weiß, was ihr braucht“, sagt Jesus.

Christen und Juden beten gemeinsam

Und dann gibt er denen, die ihm zuhören, ein Gebet an die Hand. Das sprechen wir noch heute, zweitausend Jahre später. Jesus hat es nicht völlig neu erdacht. Er nimmt Formulierungen her, die ihm von Kindesbeinen an vertraut waren. Sätze aus dem jüdischen Kaddisch-Gebet und aus dem ‚Achtzehnbittengebet‘. Das war für mich in der Vorbereitung für den heutigen Sonntag die zweite (Wieder-)Entdeckung: Jesus nimmt ins Vaterunser Anliegen hinein, die er selber vorher schon ganz oft gebetet hat. Immer, wenn wir das Vaterunser beten, sind wir – bis heute –  in manchen Anliegen im Gleichklang mit Jüdinnen und Juden. Und das auch hier, in unserem Land. Das furchtbare Geschehen des Holocoust hat dieses Band nicht zerstört.

Gott zuerst.

Womit beginnt Jesus sein Gebet?

Er möchte Gott groß machen.

Mach deinen Namen groß in der Welt.
Komm und richte deine Herrschaft auf.
Verschaff deinem Willen Geltung,
auf der Erde genauso wie im Himmel.

Der Focus liegt zuerst — auf ihm. Auf dem HERRN. Zuerst schaue ich  — von mir weg. Und ich spreche Gott an als den, der er für mich sein will: ein Vater im besten Sinn, ein fürsorglicher, ein aufmerksamer, ein geistesgegenwärtiger Papa. Und zugleich Schöpfer und Herr der Welt, der Allmächtige. Gott soll herrschen. Sein Wille soll für alle Menschen zentral werden. Die sichtbare Welt soll davon bestimmt werden – ebenso wie die unsichtbare. Was für eine Vorstellung: Gott, der die Liebe in Person ist, bestimmt alles und jedes… Um nicht weniger als ‚den Himmel auf Erden‘ betet Jesus.

 

Und jetzt sind wir dran.

Gib uns, was wir heute zum Leben brauchen.

Jetzt schaut Jesus im Gebet auf sich, auf uns. Zuerst auf das, was wir alltäglich brauchen. Es ist nicht nur das Brot. Da gehört auch die Kleidung dazu, das Dach über dem Kopf, der andere, mit dem ich reden kann. Wie fürsorglich von Jesus, dass er da so schlicht bei uns ansetzt. Wohl wissend: Wenn wir satt sind, wenn uns warm ist, wir gesund sind und eine Hand voll lieber Menschen um uns haben, dann geht es uns gut.

Vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir allen vergeben haben,
die an uns schuldig geworden sind.

Nach der ‚Erstversorgung‘ mit den Alltagsdingen macht Jesus umgehend das Fass mit der Aufschrift ‚Probleme, Versagen, Schuldigwerden‘ auf. Und zwar ganz. ‚Ich und die Menschen um mich‘ gehört in dieses Feld genauso rein wie ‚ich und Gott‘. Versöhnt leben umfasst immer diese beiden ‚Richtungen‘.

Lass uns nicht in die Gefahr kommen,
dir untreu zu werden,
sondern rette uns aus der Gewalt des Bösen.

„Bewahre uns davor, dass wir dich aus den Augen verlieren. Und damit uns verlieren. Und den Kräften dieser Welt ausgeliefert sind – die durchaus dämonisch sein können.“  Beispiele für dämonische Kräfte in unserer Welt gibt es viele. Sichtbare wie unsichtbare. Wo ein Mensch einem anderen via Internet und somit unsichtbar die Identität, sein ganzes Sein raubt, ist eine solche dämonische Kraft am Werk (Siehe Beitrag im SZ-Magazin vom 15.05.2020). Wo eine komplette Ladung Atemschutzmasken, die Leben retten könnten, kurzerhand ‚verschwindet‘, um zu horrenden Preisen an anderer Stelle verkauft zu werden, laufen diabolische Geschäfte. Dazu sind wir Menschen fähig. Davor möge uns die Verbindung zu Gott bewahren.

Ob wir im ‚Gebetshaus‘ mit Gott reden oder im Gottesdienst oder daheim: Gebet beginnt immer innen drin – in mir. Amen.

PFARRAMT

Pfarramtsführung
Friedrich Müller
Mobil: 0171/8649686

Sekretariat
Anja Herzog

KIRCHENGEMEINDE

Sommersdorf / Thann
Sommersdorf 5
91595 Burgoberbach
Tel.: +49 9805 648
Fax: +49 9805 932 202
Mail: pfarramt@sommersdorf-thann.de
Spendenkonto: DE 71 7655 0000 0008 8247 57

ÖFFNUNGSZEITEN

Dienstag:
09:00 Uhr – 13:00 Uhr
Donnerstag:
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