Tansania 2019. Licht und Schatten nah beieinander.
Dienstag, 30. Juli 2019. „Um 17 Uhr am Bahnhof in Ansbach.“ Das ist die letzte kurze Info über Whatsapp, die an die sieben Frauen und Männer unserer Reisegruppe vor dem Start rausgeht. Mit dem Zug kommen wir problemlos (Danke, liebe DB :-)) über Würzburg an den Frankfurter Flughafen. Wir übernachten im IC-Hotel und steigen am nächsten Morgen in die Condor-Maschine, die uns in einem neunstündigen Flug direkt nach Tansania an den Kilimanjaro-Airport bringt.
Mittwoch, 31. Juli 2019. Dort erdulden wir das endlose Einreiseprocedere mit Hunderten von Tansania-Touristen, ehe uns Pfarrer Israel Moses Moshi, einige Kirchenvorsteher von Kilanya und Kinder aus dem Waisenhaus am Eingang des Flughafens liebevoll begrüßen. Die Koffer werden uns gleich abgenommen, wir werden in zwei geländegängige Rover verfrachtet und es geht durch die tansanische warme Nacht nach Lyamungo. Dort steht ein schönes Gästehaus der evangelisch-lutherischen Kirche Tansanias. Früher war hier eine gewisse Sister Elly die unangefochtene Chefin. Jetzt ist sie durch einen tansanischen Pfarrer abgelöst worden. Pastor Verael Massawe macht seine Sache gut. Doch Sister Elly fehlt mir, ich gestehe es gleich, schrecklich. Ihre englischen Tischgebete, ihre Rundum-Begleitung bei allen Touren und Terminen, ihre Abendandachten, ihre fröhliche und zugleich zwingend energische Art hatte sie zur Seele von Lyamungo werden lassen. „Na ja, nichts bleibt ewig“, tröste ich mich schicksalsergeben. Müde fallen wir ins Bett. Die erste Nacht in Tansania. Sie ist sehr, sehr still.
Donnerstag, 1. August 2019. Nach dem Frühstück mit frischem Hefegebäck (!), Tee, Kaffee, Obst und ‚Malaria-Tablette‘ (das Medikament mit dem unaussprechlichen Namen ‚Atovaquon‘ wird uns durch diese Tage und noch eine ganze Woche darüber hinaus begleiten) wartet Pfarrer Israel Moses Moshi schon vor dem Haupthaus von Lyamungo mit laufendem Motor im Landrover auf uns. Es geht hoch nach Kilanya, in seine Gemeinde, in der er seit September 2016 Pfarrer ist. Hoch deshalb, weil wir uns in einer Region zwischen Arusha und Moshi aufhalten, die am Fuß des Kilimanjaro liegt. Überall wachsen in dieser fruchtbaren Region die Bananenstauden und Kaffeesträucher. Lyamungo liegt auf ungefähr 1200 M.ü.M., Kilanya nochmals ungefähr 400 Meter höher. Außerhalb der Reichweite jeder Malaria übertragenden Mücke J. Wir nehmen leichtes Gepäck mit, denn wir quartieren uns für die nächsten zwei Nächte im Waisenhaus in Kilanya ein.
Der Empfang mit fröhlichem Geträller der Frauen von Kilanya und militärischen Ehren seitens der Kinder ist ungewöhnlich, bunt, laut und vor allem eines: sehr, sehr herzlich. Es folgen Reden, Lieder und ein auswendig vorgetragener Dank der Kinder des Waisenhauses. Völlig verblüfft bin ich, als mir eine Baumpatenschaft angetragen wird. Natürlich nehme ich sie an und freue mich, dass der von mir begossene Baum angeblich durch keine Menschenhand je gefällt werden darf. Nur der Wind dürfe ihn in einigen Jahrhunderten fällen, versichert mir Pfarrer Moshi.
Auch in diesem Jahr verpflichtend: der Eintrag ins Gästebuch von Kilanya. Dazu sitzen wir in schweren Sesseln im Büro des Pfarrers, mümmeln Popcorn und bekommen Getränke gereicht. Ich entdecke unsere Einträge von 2016 und 2014. Weiter reicht das Gästebuch nicht zurück. Sonst fände ich auch unsere Unterschriften von 2010 und 2006. „Ich bin zum fünften Mal in Kilanya“, fällt mir erst jetzt auf. Und zum ersten Mal in einer Delegation mit Thomas Meyer, Michaela Meyer und Bernd Engelhardt. Diese drei gehören dem neuen Kirchenvorstand an, der seit 2018 mit mir unsere Gemeinde leitet. Das befreundete Ehepaar Eva und Richard Lippmann und Veronika Engelhardt, Ehefrau von Bernd, machen unsere Delegation vollständig.
Nach dem Eintrag ins Gästebuch tafeln wir bei Gemüse, Hähnchen, Jamswurzel und Fisch kaiserlich. Weil für alle Delegationsmitglieder außer mir das Dorf uns sein Umgriff völlig fremd sind, machen wir anschließend einen ausgiebigen Spaziergang. Auf schmalen roten Erdpfaden schlängelt sich unser Weg durch die Bananenbäume, Kaffeestauden, Bohnenpflanzen und Jamswurzel-Gewächse. Unsere Begleiter auf dieser kleinen Exkursion sind junge Leute, die als Lehrkräfte auf Zeit in der örtlichen Schule arbeiten: Glory, mit ihren zwanzig Jahren, ihrer langen Zopffrisur und ihrem ansteckenden Lächeln unser Strahlemädchen. Und John und Julius. Sie sind als smarte, offene und intelligente Männer interessante Gesprächspartner. „Es tut sich etwas hier in Kilanya“, denke ich mir auf dem Rückweg zum Waisenhaus.
Dort können wir endlich das tun, wofür wir eigentlich da sind: Zeit mit den Kindern verbringen. Wir haben einen Koffer voller Fußbälle, Ballpumpen, Springseile in allen möglichen Längen, Indiacas und Gesellschaftsspiele mitgebracht. Damit toben wir uns jetzt stundenlang gemeinsam aus, bis uns wiederholte Stromausfälle ins Haus zwingen. Wir sollen wohl in der Dunkelheit nicht mehr draußen sein….
Nach einem fröhlichen Sing- und Tanzabend und dem abschließenden ‚evening prayer‘ geht ein eindrücklicher Abend für alle zu Ende. Für mich persönlich nimmt er spät eine dramatische Wendung. Als ich mich still auf meinen Geburtstag freue, den ich ohne jedes Aufhebens am nächsten Tag begehen will, erreicht mich ein Anruf meiner Tochter: Mein Vater ist am selben Tag gegen Mittag daheim im Fränkischen völlig überraschend einem Herzinfarkt erlegen.
Freitag, 2. August 2019. Glückwünsche zum Geburtstag und im selben Atemzug die Beileidsbekundungen zum Tod meines Vaters – damit werde ich am Freitag im Team liebevoll empfangen. Wir sprechen ab, dass es erst am Abend für die Kinder des Waisenhauses Süßigkeiten anlässlich meines Geburtstags geben soll. Zum Tod meines Vaters vereinbaren wir Stillschweigen gegenüber den Leuten in Kilanya. Wir wissen nicht, welche Folgen die Verbreitung der Nachricht mit sich brächte. Und ich möchte, dass für die Kinder kein Schatten auf unsere gemeinsame Zeit fällt.
So verbringen wir zunächst einen abwechslungsreichen Morgen an den Schulen am Ort: zuerst in der ‚Arizona-School‘, einer privaten Schule mit schlichtesten Räumen, in der viele unserer Waisenkinder unterrichtet werden. Danach in der staatlich getragenen ‚Public School‘. Beide Schulen unterscheiden sich zur Zeit darin, dass in der Privatschule zwar die Einrichtung ärmlich ist, die vornehmlich jungen Lehrerinnen und Lehrer aber ehrgeizig und mit Freude unterrichten. Die Kinder und Jugendlichen sind in allen Fächern mit voller Aufmerksamkeit dabei, ihr Englisch ist durchwegs gut. In der öffentlichen Schule ist das Niveau merklich niedriger, die Anzahl der unterrichtenden Lehrer kleiner. Leider müssen wir allerdings hören, dass die Staatsmacht in Tansania das Ziel verfolgt, private Schulen auf lange Sicht klein zu machen und das Unterrichtswesen ganz und gar in die öffentliche Hand zu nehmen. Das wäre nur dann zu begrüßen, wenn ein international tragfähiges Niveau der Bildung trotzdem gewährleistet wäre. Aktuell ist das zu bezweifeln.
Nach dem Mittagessen teilt sich unsere Delegation in zwei Gruppen auf und besucht in tansanischer Begleitung einige Familien von Kilanya. Mama Dennis erlaubt uns einen Blick in ihre Hütte. Die Wände sind aus Brettern und Stöcken gebaut, der Boden blanke Erde, im Kochbereich liegen drei Steine als Feuerstelle auf der Erde. Auf den Steinen steht ein Blechtopf. Ihr Bett besteht aus einfachen Planken mit einer Decke darauf, Spalten und Risse in den Hüttenwänden sind mit zerschnittenen Plastiksäcken notdürftig gegen die Zugluft abgedichtet. Mama Dennis lebt davon, dass sie ins tiefe Flusstal des Weruweru-Flusses hinuntersteigt, Sand aus dem Flussbett ans Ufer schöpft, diesen Sand einige Zeit in der Sonne trocknen lässt, ihn dann in Säcke füllt und diese Säcke auf dem Kopf aus dem Flusstal über Steilwände nach oben trägt und dort an einem Weg auf einem großen Haufen deponiert. Wer bauen möchte, kommt dann zu diesem Haufen und kauft Mama Dennis Sand ab.
Am Spätnachmittag sind wir wieder in den Kirchenräumen des Dorfes zusammen. Es ist ein Treffen mit dem Kirchenvorstand von Kilanya anberaumt. zwölf Männer und Frauen haben sich dafür Zeit genommen. Wir sitzen zusammen und tauschen Höflichkeiten in englischer Sprache aus, das Englische wird dann immer von Pfarrer Moshi in Kisuaheli übersetzt, der ‚Amtssprache‘ in Tansania. Dabei brennt mir längst eine Frage unter den Nägeln, die mir bisher niemand beantworten hat können: Wo ist Schwester Aileen? Die Schwester, die 2016 ganz offiziell von ihrer Schwesternschaft nach Kilanya entsandt worden ist, damit sie sich um die Kinder hier im Waisenhaus kümmern kann? Was ist vorgefallen? Aus welchen Gründen ist sie nicht mehr hier? Wie geht es jetzt weiter? Wer nimmt ihren Platz als verlässliche Betreuerin der Kinder ein?
Zwei Stunden später bin ich nach zähen Verhandlungen nicht viel schlauer. Ich weiß jetzt nur: Schwester Aileen ist nicht mehr hier im Dorf. Sie wird wohl auch nicht wiederkommen. Es ging ihr seelisch und körperlich seit Anfang des Jahres immer schlechter, so dass sie im Frühling 2019 Kilanya verlassen hat und in ihre Schwesternschaft nach Moshi zurückgekehrt ist. Ich habe von keiner offiziellen Seite dazu je ein Wort gehört. Weder von Dr. Shoo, dem Bischof von Tansania, noch von Schwester Elistaha, der Oberin von Ushirika waa Nema und Vorgesetzten von Schwester Aileen noch von Pfarrer Israel Moshi. Das beschäftigt mich und macht mich ungehalten. Denn es existiert über diese Anstellung sogar eine schriftliche Vereinbarung. Doch sich zu ärgern führt nicht weiter. Ich hoffe auf weitere Aufklärung im direkten Gespräch mit Dr. Shoo und mit Schwester Elistaha. Wir werden sie am nächsten Tag in Moshi treffen.
In meinem privaten Reisetagebuch habe ich dann noch notiert: „Der Abend wird fröhlich! Ich gebe Glory eine Box Colastangen für die Kinder als süßen Abschluss des Abendessens. Sie fragt mich nach dem Grund des Geschenks, ich verrate ihr nun, da der Tag fast vorbei ist, den Anlass, meinen Geburtstag. Und dann zaubert Glory. Dank ihrer – und manch anderer heimlicher – Initiative wird aus dem Abend eine Party, die unvergessen bleiben wird: Tänze, Lieder, Posaunenchor-Einlagen von Thomas Meyer, Mackson Ngowi und Glory, eine Parade mit Glückwünschen von allen Kindern. Aus der weiten Welt erreicht mich nichts – ich habe keinen Empfang am Handy. In dieser Nacht schlafe ich gut und lang.“
Samstag, 3. August 2019. Der Tag beginnt mit einem eigenartigen Treffen. Erstmals ist der Kilimanjaro wolkenfrei und daher in seiner ganzen Schönheit zu sehen. Wir stürzen alle nach draußen, verstrubbelt und in unsere Schlafsäcke gewickelt, und starren andächtig hoch zum Berg. Danach wird uns ein letztes reichliches Frühstück vorgesetzt, ehe wir uns unter Tränen von den Kindern und den Mitarbeiterinnen des Waisenhauses verabschieden. Dr. Shoo, der Bischof von Tanzania, wartet in Moshi auf uns. Pfarrer Moshi wird uns vom Berg runterbringen und zum Gespräch in die Stadt begleiten.
Das Treffen ist für 11 Uhr angesetzt. Wir setzen uns im Garten des Hotels zusammen. Der Austausch wird ernster als erwartet, denn Dr. Shoo äußert sich sehr nachdenklich zur gegenwärtigen Situation in Tansania. Ein „kleiner Trump“ sei dort seit vier Jahren an der Macht. Und seitdem werde die Arbeit der Kirchen immer weniger geschätzt und ihr Einfluss immer stärker eingegrenzt. Ob Dr. Shoo schon wusste, dass Schwester Aileen das Waisenhaus von Kilanya verlassen hat, wird uns nicht klar. Später werden wir erfahren, dass er in der Sache tätig werden möchte. Er will über eine Verordnung eine neue Schwester aus Ushirika waa Neema dorthin entsenden. Das ist von ihm gut gemeint – doch sollte unserer Meinung nach dort niemand ‚auf Befehl‘ für die Kinder da sein, sondern aus Berufung und Leidenschaft.
Am Nachmittag sind wir dann bei der Schwesternschaft Ushirika waa Nema zum nächsten Gesprächstermin eingeladen. Schwester Elistaha, die Oberin, nimmt uns in Empfang. Im Speisesaal des nagelneuen Gästehauses werden wir vorzüglich bewirtet.
Dann schließt sich das wohl heikelste Gespräch unserer diesjährigen Mission an. Schwester Aileen wird kurzfristig zum Gespräch dazu gebeten. Sie wirkt anfangs wie versteinert. Offenbar hat sie Angst davor, dass „Mama Elfriede“ und ihre deutsche Delegation verlangen, dass sie umgehend wieder nach Kilanya gebracht wird und ihren Dienst dort wieder aufnimmt. Doch ihre Befürchtung ist unbegründet. Wir haben inzwischen erkannt, dass es für sie dort wohl nicht zu ertragen war: allein statt zu zweit, wie es eigentlich ein ehernes Gesetz in der Schwesternschaft von Ushirika waa Neema ist. Ohne klare Aufgabenbeschreibung, die ihr auch eine gewisse Autorität und Sicherheit geben hätte. Mir bleibt zunächst nur, mich von ganzem Herzen im Namen unserer Kirchengemeinde dafür zu bedanken, dass Schwester Alileen für die Kinder in Kilanya zweieinhalb Jahre lang da war. Sie kannte, so Pfarrer Israel Moshi, tatsächlich jedes Kind. Und sie kannte dessen Geschichte gut und wusste, wo „der Schuh drückte“. Für die Kinder war sie mit ganzem Herzen da. Dafür verdient sie unseren Dank.
Die Oberin der Schwesternschaft sichert uns immerhin zu, dass wir weiterhin all unsere Spenden über das Konto der Schwesternschaft an Kilanya weiterleiten können. Und dass die Kämmerin der Schwesternschaft auch in Zukunft ihre weit verzweigten Kontakte spielen lassen wird, damit die Kinder des Waisenhauses möglichst günstig gute Lebensmittel und andere Unterstützung erfahren.
Eben dieser Kämmerin gehen dann endlich auch die Spenden zu, die ich bis dahin stets in meinem Rucksack mit mir herumgetragen habe. Es tut mir gut, die Hilfe – immerhin handelt es sich um einen höheren vierstelligen Betrag – in guten Händen statt in den Tiefen meines Rucksacks zu wissen. Wir bedenken die helfenden Schwestern und deren Betreuungseinrichtung für Kinder von 0 – 3 Jahren in Kalali mit kleineren Beträgen, der Löwenanteil der bar mitgebrachten Gelder geht an die Kinder im Waisenhaus in Kilanya und an die dortige Schule, die ‚unsere‘ Kinder fast ausnahmslos besuchen.
Sonntag, 04.08.2019 Wir starten früh von Lyamungo aus in Richtung Kilanya – Pfarrer Moshi holt uns vor Beginn des ersten Gottesdienstes eigenhändig noch ab. Ab 8 Uhr füllt sich die Kirche, wir werden im Lauf des Gottesdienstes vorgestellt und mit warmem Applaus begrüßt. die Predigt – man höre, staune und freue sich – ähnelt mancher Predigt in unserer Pfarrei: mehr Anregung als Ansprache, mit der Bitte um direkte Wortbeiträge und Meinungsäußerungen. Pfarrer Moshi denkt laut über den Wert und die Stellung der Familie nach – und er möchte die Meinung seiner Kirchgänger kennenlernen. Wir als deutsche Delegation kommen dank simultaner Übersetzung aus dem tansanische Kisuaheli ins internationale Englisch sogar ganz gut mit J.
Dann – endlich! – ein Frühstück für unsere knurrenden Mägen und Tee für die kalten Hände. Kaum zu glauben, aber mehr als dreizehn Grad bei feuchter Luft hat es an diesem Morgen in Kilanya nicht- das lässt die Finger klamm werden.
Eine halbe Stunde später beginnt der zweite Gottesdienst. Diesmal ist die Kirche, die gut fünfhundert Leute fasst, zu zwei Dritteln gefüllt. Wieder werden wir vorgestellt, wieder werden wir mit großer Herzlichkeit begrüßt Und wieder dürfen wir kurz erzählen, was uns auf dem Herzen liegt: dass wir alle, Kilanya-Bewohner wie Sommersdorfer und Thanner und Burgoberbacher, zusammenhalten und zusammenhelfen im Interesse der Kinder im Waisenhaus. Sie haben die Chance auf ein besseres Leben verdient –und Bildung ist hierfür ein wichtiger Schlüssel.
Aber unser offizielles Programm ist an diesem Sonntag nach dem zweiten Gottesdienst noch nicht zu Ende. Wir müssen die weitere Route mit Pfarrer Moshi noch deutlich abstecken, eine Art ‚Contract‘ mit ihm schließen. Den werde ich dann daheim zu Papier bringen. Der Bischof wird ihn ebenso erhalten wie Pfarrer Moshi. Es sollen weiterhin mehrere Menschen über den Kurs gut informiert sein, den wir mit unserer Hilfe fahren wollen. Das ist umso wichtiger, als mit großer Wahrscheinlichkeit Pfarrer Moshi 2020 aus Kilanya wieder abberufen wird. Auf ihn warten wohl größere Aufgaben, Dr. Shoo hält auf ihn große Stücke und Pfarrer Moshi ist bereits jetzt neben seinem Pfarramt in Kilanya stellvertretender Dekan.
Mittagessen gibt es an diesem Tag in Kalali, eine halbe Autostunde von Kilanya entfernt. Unterwegs mit dem Auto dorthin, gabeln wir die beiden Kinder von Pfarrer Moshi auf und nehmen sie mit zu unserer nächsten Station, dem Waisenhaus für Kinder im Alter von 0 – 3 Jahren. Diese Einrichtung hatte unsere Pfarrei vorübergehend von 2005 bis 2009 ebenfalls unterstützt. Schwester Agnes Lema, eine wunderbare Frau, begrüßt uns auf dem Gelände von Kalali sehr herzlich. Damit ihr im Ruhestand nicht langweilig wird, hat sie seit 2015 dort die Leitungsverantwortung übernommen. Sie lädt uns in die ‚Multifunktionshalle‘ ein, die Essraum für die Kinder, Festsaal für Hochzeiten, Besprechungsraum für große Meetings und Speisesaal für ausländische Delegationen in einem ist. Wieder bekommen wir Reis, Gemüse, Geflügel und frisches Obst gereicht. Ich glaube, dass niemand von uns in diesen Tagen auch nur ein Gramm abnimmt.
Als wir satt sind, dürfen wir die Kinder in den einzelnen kleinen Häuschen besuchen. Sie leben dort mit ungefähr Gleichaltrigen zusammen. Das jüngste Kind im Haus der Kleinsten ist gerade einmal sechs Wochen alt.
Der intensive vierte Tag in Tansania findet seinen Abschluss mit einem Kurzbesuch in der Handwerkerschule von Hai. Diese Ausbildungseinrichtung wird von dem deutschen Ehepaar Kammleiter meisterhaft gemanagt. Leider sind Barbara und ihr Mann zum Zeitpunkt unseres Besuchs gerade in Deutschland – daher genügt uns ein längerer Spaziergang über das ausgedehnte Gelände. Allein dieser Rundgang vermittelt uns eine Ahnung davon, welch ausgezeichnete Arbeit dort gemacht wird. Fast verlieren wir dort eines unserer Delegationsmitglieder: Thomas Meyer als Schreinermeister ist mit mancher Maschine, die dort steht, so gut vertraut, dass er gleich in Hai bleiben und am nächsten Tag mit der Arbeit beginnen könnte.
Als die Sonne schon tief zwischen Mount Meru und Mount Kilimanjaro steht, fährt Pfarrer Moshi uns nach Lyamungo zurück. Dort wartet schon Saltieli Munisi auf uns. Er leitet das Reisebüro, das unsere beiden Safaris (‚Safari‘ heißt schlicht ‚Reise‘ auf Deutsch) organisiert hat: zunächst wird es am folgenden Tag in den Tarangire-Nationalpark und am übernächsten Tag in den NgoroNgoro-Krater gehen.
Wir werden freundlich und höchst kompetent eingewiesen, so dass wir pünktlich am nächsten Tag morgens fertig sind für die Abfahrt zum ersten Nationalpark.
5. und 6. August 2019 Nun beginnt nach vier intensiven Verhandlungstagen mit vielen Kontakten das, was man mit Tansania wohl von Anfang an verbindet: der Genuss der großartigen Flora und Fauna des Landes, die in den Nationalparks stolz gehegt, gepflegt und gezeigt wird. Ein Blick ins Paradies, das uns für manche lange Sitzungsstunde vielfach entschädigt. Zum sachgemäßen Umgang mit Bananen und Hähnchenschenkeln aus Proviantkartons angesichts lauernder Affen und Raubvögel kann im Übrigen Thomas Meyer jetzt fachkundig Auskunft geben.
7. August 2019 Unsere Tansania-Reise 2019 klingt mit einem entspannten letzten Tag in Lyamungo aus. Wir lassen alle Ereignisse noch einmal an uns vorbeiziehen und nehmen eine erste Bilanz vor.
Am Spätnachmittag wartet dann am Vorplatz des Gästehauses ein letztes Mal der Rover von Pfarrer Moshi (- der gehört ihm nicht selbst, sein Vorgesetzter hat ihm das Auto für die Zeit unseres Besuchs in Tansania nur ausgeliehen -). Er bringt uns sicher zum Flughafen, wir verabschieden uns herzlich voneinander. Wie wird unsere Geschichte mit Kilanya weitergehen? Es ist gegenwärtig schwer zu sagen, vieles ist in Tansania im Umbruch. Was sicher bleibt, ist der Auftrag an uns, den Christus selber ausgesprochen hat: Dass diejenigen, die viel haben, auch viel geben sollen. Schlicht deshalb, weil sie es können…
8. August 2019 Wir landen früh gegen sieben Uhr wieder gut in Frankfurt. Froh, dass wir (fast) alle alles gut überstanden haben. Letzte Lektion dieser Reise: Belaste nie zu stark einen Fuß, der nach stundenlangem Flug eingeschlafen ist …..
Die Bahn bringt uns nach Ansbach – und dann verstreut sich die Gruppe der Tansania-Abenteurer*innen in alle Himmelsrichtungen.
Doch wir haben den Tansania-Virus noch in uns. Fragen Sie uns alles, was Sie interessiert und was Sie gerne wissen möchten. Wir erzählen gern von dem, was wir erlebt haben. Fragen Sie Michaela Meyer aus Thann, fragen Sie Thomas Meyer aus Winkel, fragen Sie Veronika Engelhardt und ihren Mann Bernd aus Burgoberbach, fragen Sie Eva und Richard Lippmann aus Fürth-Oberasbach. Oder fragen Sie mich, Ihre Pfarrerin Elfriede Bezold-Löhr. Kwa heri! Auf Wiedersehen.