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Thann: Kirchenweihe 1766

Eine Kirchenweihe im Ansbachischen im 18. Jahrhundert

 

Kirchenneubau und dessen Einweihung in Thann an der Altmühl im Jahre 1766.

Von Dr. Alfred Wolf

Die jetzige, im Jahre 1766 und im typisch markgräflichen Stil dieser Zeitepoche gebaute Kirche ist nicht das erste Gotteshaus in Thann gewesen. Vor ihm stand an der gleichen Stelle bereits eine Kirche – St. Petri geweiht -, die manche Jahrhunderte und viele Stürme der Zeit überdauert hatte.

Der Ort wird schon 888 urkundlich erwähnt 1). Thann war, wie Sommersdorf, ursprünglich Filial von Großenried und eine Frühmesse. Bereits 1488 erscheint Thann als selbständige Pfarrei und mit einem Pfarrer (Plebanus Ulricus Molitor) besetzt2). Das Besetzungsrecht hatten die Ritter von Thann (1480 Oswald v. Thann), die als erste Adelige in Thann ansässig und wohl auch die Stifter der ehemaligen Kirche waren. Wann die ehemalige Kirche gebaut wurde, ist unbekannt. Die von Pfarrer Jäckel in seiner Pfarrbeschreibung von 1866 vertretene Ansicht, dass sie schon im 11. Jahrhundert erbaut und 1058 vom Eichstätter Bischof Gundekar II. geweiht wurde, dürfte kaum zutreffen. Wohl ist unter den von Gundekar vorgenommenen Kirchenweihen auch eine solche von „Tanne“ aufgeführt, dabei aber vermerkt: “Thann bei Berching oder bei Herrieden3)“ Bei dieser Kirchenweihe handelt es sich ohne Zweifel um die Kirche von Thann bei Waltersberg, Dek. Berching. Der Bau der ehemaligen Thanner Kirche ist vermutlich dem 14. Jahrhundert zuzuschreiben.

Wappen Peterskirche Thann - Kirchengemeinde Sommersdorf-Burgoberbach / Thann

Das Wappen der Ritter von Thann

In den Jahren 1612, 1620 und 1653 wurden in der ehemaligen Kirche Angehörige der v. Crailsheim.´Thannschen Linie beigesetzt. Im Jahre 1658 berichtet Pfarrer Fleischmann, „dass die Kirche zwar den Dreißigjährigen Krieg überstanden habe, aber das ganze Dachwerk nichts mehr nütze sei und das Gebälk schon seit mehr denn 200 Jahren abfaule.“ Er ließ, um wenigstens einen Einsturz zu verhindern, einen Durchzug unter das Gebälk einbauen und die übrigen Schäden am Langhaus und am Turm halbwegs ausbessern. 1730 war die Pflasterung der Kirche ganz „bußwürdig“ geworden, zur Ausbesserung wurden 500 Badsteine verwendet. 1753 war der Turm so baufällig, dass mit seinem Einsturz gerechnet werden musste. Die fortschreitende Baufälligkeit schien eine geeignete Instandsetzung leider nicht mehr zu gewährleisten und so wurde am 16.3.1753 beschlossen, den Bau abzubrechen und an seine Stelle ein neues Gotteshaus zu errichten. Die Ausführung verzögerte sich jedoch wegen der fehlenden Geldmittel und wurde erst endgültig spruchreif, als 1761 der Turm sich derart senkte, dass die zwei Glocken abgenommen werden mussten. Am 3.4.1766 wurde zum letzten Mal in der alten Kirche Gottesdienst gehalten. Nach dem Gottesdienst zog die Gemeinde, voran die Jugend mit dem Pfarrer und dem Schulmeister, aus der Kirche hinaus gegen die ehemalige Schlossbrücke. Dort bildeten die Anwesenden einen Kreis und sangen das Lied: “Gott will ich lassen raten“. Der Pfarrer hielt noch eine kurze Aussegnungsrede und dann nahm man gemeinsam Abschied vom alten Gotteshaus.

In der Woche darauf wurde mit der Abtragung der alten Kirche begonnen. Für die Übergangszeit erteilte das Freiherrl. v. Crailsheimsche Kirchenpatronat, das den Bau der neuen Kirche weitgehend förderte, die Erlaubnis zur vorübergehenden Abhaltung der Gottesdienste und der kirchlichen Handlungen im ehemaligen Schloss (Stammsitz der Ritter v. Thann und in deren Besitz bis 1514, dann durch Verkauf an die v. Künsberg übergeben, von 1565 an im Besitz der Freiherrn v. Crailsheim und 1829 abgebrochen).

Drei Wappen am Westportal der Peterskirche Thann

Drei Wappen am Westportal der Peterskirche Thann

Der Neubau, für den die Grundmauern der alten Kirche benützt wurden, ging zügig vorwärts. Er wurde von dem Meister Endenberger aus Herrieden, dem Zimmermeister Pfeffer aus Bechhofen und dem Schreinermeister Gerbing aus Thann ausgeführt. Das Kirchenpatronat gab alles zum Bau benötigte Bauholz unentgeltlich ab. Neben den Thanner Gemeindemitgliedern beteiligten sich auch die von Winkel, Kleinried und Liebersdorf aus „Nachbarlichkeit“ an der Herbeischaffung des notwendigen Baumaterials. Bereits am 1 Juli 1766 war die neue Kirche aufgerichtet und am 7. August wurde die Aufrichtung des Kirchturms vollendet. Anlässlich der Fertigstellung dieser Arbeiten fanden jeweils Dankbetstunden statt. Am 21. August wurde der neuer Turmkopf aufgesetzt und am 8. September die Glocken im Turm angebracht. Für die Kirche hatte die Patronatsherrschaft ein die Auferstehung Christ darstellendes Altargemälde gestiftet.

So konnte die feierliche Einweihung der neuern Kirche auf Sonntag, den 12. Oktober 1766 festgesetzt werden. Acht Tage vorher, wurde die Feier der Gemeinde Öffentlich verkündet und alle Einwohner von Thann und des Pfarrsprengels zur Teilnahme aufgerufen. Am Samstag vor der Feier hielt man in der Stille Beichte mit Abendmahl in der neuen oberen Sakristei. Um 3 Uhr nachmittags erfolgte die Einläutung des Festes mit allen Glocken eine „starke“ Viertelstunde lang und abends, nach dem Gebetläuten spielten Stadtmusikanten von Ansbach ein Dank- und Abendlied.

Am Festtag (12. Oktober) selbst wurde die Feier um 7 Uhr wiederum mit allen Glocken eingeläutet. Gegen 9 Uhr, nachdem die örtliche Patronatsherrschaft einschließlich der von Rügland und Triesdorf angekommen war, sammelten sich die Thanner sowie ein Teil der Sommersdorfer Gemeinde und die übrigen Angehörigen des Pfarrsprengels im oberen, inneren Schlosshof und eine große Anzahl von Teilnehmern aus der ganzen Umgebung im unteren Schlosshof. Sodann formierte sich der Zug und ging unter dem Gesang „Es ist ein Freud dem Herzen mein“ der Kirche zu. Voran ging der Chirurgus Müller von Sommersdorf, der die große Kirchenagende trug. Ihm folgte die Thanner Schuljugend, zuerst die Mädchen und dann die Knaben. Diesen zur Seite gingen der Thannsche Schulmeister Bischoff und dessen Sohn, der das Amt eines Schuladjunkten innehatte. Sodann folgten zwei weitere Schulmeister, und zwar der von Sommersdorf (Treiber) und der von Birnthon (Bischoff), von denen der eine die Taufkanne und der andere das Taufbecken trug. Anschließend gingen der Heiligenpfleger Wagner im Mantel und mit dem Klingelsack, dann kamen zwei Gerichtsmänner (Mitglieder des Ehehaftgerichts Thann ebenfalls in Mänteln (Lehner aus Thann und Mener aus Winkel) mit je einem Altarleuchter. Nach ihnen kamen sechs „Catechumeni“ (Präparanden, = angehende Konfirmanden) aus Thann, Sommersdorf, Winkel, Kaudorf und Niederoberbach (Wolf, Blank, Schmoß, Babl und Möschsaler (Nachkommen der nach dem Dreißigjährigen Krieg eingewanderten „Ländler“ aus Österreich). Anschließend folgte der gemeinschaftliche Ortspfarrer von Sommersdorf-Thann, Johann Friedrich Wolff, die Bibel, den Kelch und die Patene (Hostienteller) tragend. Weiterhin gingen im Zug die beiden herrschaftlichen Jäger zu Thann und Niederoberbach (Johann und Stefan Steirer (Nachkommen der nach dem Dreißigjährigen Krieg eingewanderten „Ländler“ aus Österreich)), der Amtmann des v. Crailsheimschen Amtes Sommersdorf-Thann (Walch) mit seinem Schreiber (Rüder), der die Kirchenschlüssel auf einem Kissen trug. Ihnen folgen die am Bau der Kirche beteiligten Meister und Handwerker und den Schluss bildeten die Gemeindemitglieder des gesamten Pfarrsprengels, und zwar zuerst die Männer und jungen Burschen und dann die Frauen.

Nach Ankunft des Zuges bei der Kirche nahm Amtmann Walch die beiden Kirchenschlüssel und überreichte sie auf Anweisung des Patronatsherrn dem Ortspfarrer. Dieser übernahm sie mit dem Segenswunsch, dass der Herr, der da hat den Schlüssel David, das Vorhaben der Öffnung der neuen Kirche segnen möge. Mit den Worten „Tut nun auf die Tore, dass da hinein gehe das gerechte Volk, das den Glauben bewahret“ übergab er die Schlüssel den beiden Schuldienern. Nun wurden die beiden bisher geschlossenen Kirchentüren geöffnet und die Festteilnehmer zogen unter den Trompeten und Pauken gespielten Sonate in die Kirche ein.

Für die Musik hatte der Dechant von Herrieden die Pauken der Herriedener Stadtkirche zur Verfügung gestellt.

Die Feier in der Kirche wurde unter Mitwirkung der Musik mit den beiden Strophen „Sprich ja zu meinen Taten“ und „Mit Segen mich beschütte“ eingeleitet. Sodann sang der Pfarrer das Gloria, dem die Verlesung von zwei Psalmen folgte. Anschließend wurde eine vom Ortspfarrer gefertigte und vom Ansbacher Sadtmusikus Späth komponierte Kantate aufgeführt. Der darauf folgenden Einweihungspredigt lag der Text aus der Offenbarung Joh. 21,3 zugrunde. Ausgehend von diesem Text zeigte der Ortsgeistliche den Vergleich zwischen der Hütte Gottes mit der neu gebauten Kirche und die Gemeinschaft zwischen Gott und den Menschen auf. Er ermahnte die Gemeinde, nicht nur dem äußerlichen Bekenntnis nach in der kirchlichen Gemeinschaft zu stehen, sondern auch den Glauben an das Evangelium mit den Werken zu zeigen und also lebendige Steine an dem geistlichen Hause abzugeben. In seiner Schlussansprache dankte er Gott, dem Herrn der Gemeinde, für den glücklich vollendeten Kirchenbau sowie den Gönnern und Ratgebern und allen, die mitgeholfen hatten, das Werk zur Tat werden zu lassen. Nach der Predigt wurde ein für die Feier besonders vorgesehenes Gebet, in dem der Pfarrer den Segen für das neue Gotteshaus und für alle, die darin ein- und ausgehen, vom Herrn erflehte, eine doppelte Proklamation, die Aussegnung einer Kindsbetterin und die Fürbitte für die Catechumenos (Präparanden), sowie für den Samen des Landes verlesen. Sodann erfolgte eine weitere feierliche Handlung. Nach dem Lied:“ Nun bitten wir den heiligen Geist“ nahm der Pfarrer die Examination der sechs Catechumenos in „mehr als 300 Fragen“ vor. Nach der Angelobung wurden diese öffentlich konfirmiert, und gleich darauf kommunizierten sie. Zwei Lieder und eine „Ausgangsmusik“, wiederum von den Ansbacher und Herriedener Musikern vorgetragen, beendete die vormittägliche Feier. Nachmittags wurde noch eine Dankbetstunde abgehalten und der Abend vereinigte die Pfarrgemeinde zu einem geselligen Beisammensein.

Die Gesamtkosten des Neubaues waren (ohne Einrechnung des von der Patronatsherrschaft gestifteten Bauholzes und der freiwilligen Hand- und Fuhrleistungen der Gemeinden des Pfarrsprengels) 2985 Gulden, 20 ¾ Kreuzer. Der Betrag wurde teils durch die Thanner, teils durch die Sommersdorfer Heiligen-Kapitalien (Kirchenstiftungsvermögen) sowie durch Geldgeschenke und mittels eines aufgenommenen Darlehens von 700 Gulden gedeckt.

Am 24.10.1766 wurde in der neuen Kirche das erste Kind getauft und am 19.3.1767 das erste Paar getraut. Bis 1775 wurde zur Erinnerung an die Einweihung der Kirche alljährlich der 12. Oktober mit einem Gottesdienst gefeiert.

Über die nördlichen Kirchentüren wurde das Freiherrlich v. Crailsheimsche Wappen zu Ehren der Patronatsherrschaft und zum Gedächtnis der bei der Übergabe der Augsburgischen Konfession zugegen gewesenen Wolfgang und Wilhelm v. Crailsheim eingefügt. Im Türbogen erscheint das Baujahr der Kirche (1766). Über der westlichen Kirchentüre wurden drei ältere Wappenschilder eingemauert, die wahrscheinlich aus der alten Kirche stammen und noch gut erhalten sind. Das mittlere (zwei aufrecht stehende Hirschstangen – Geweihstangen) ist das der Ritter v. Thann zu Thann; vielleicht das des Stifters der alten Kirche. Das links stehende Wappen (ein nach rechts aufspringender Biber) ist wohl das (ältere) derer von Bibra. Welchem adeligen Geschlecht das rechts stehende Wappen zuzuschreiben ist, ist fraglich, weil die Farbe der Felder nicht mehr festgestellt werden kann. Die dem v. Thannschen Wappen beigefügten Wappenschilde lassen entweder auf verwandtschaftliche Beziehungen (Ehefrau) des Stifters oder auf bestimmte Rechtsverhältnisse schließen. Aus der alten Kirche wurden außerdem zwei spätgotische, holzgeschnitzte Apostelfiguren (Petrus und Paulus darstellend) übernommen. Sie standen bis 1866 zu beiden Seiten des Altars, wurden dann aber anlässlich einer Renovierung des Kirchenraumes aus der Kirche genommen. Sie befinden sich zur Zeit im Heimatmuseum Feuchtwangen.

In den Turmknopf der neuen Kirche wurde, in eine Kapsel eingeschlossen, eine von Pfarrer Wolff gefertigte Denkschrift eingelegt, die in zehn Einzelstücken die Vorgänge und Gegebenheiten zur Zeit des Kirchenbaues schildert. Sie enthielt je einen Bericht von dem Kirchenbau in lateinischer, griechischer und hebräischer Sprache, von der Herrschaft mit einem lateinischen Vers, von der Herrschaft-Offizianten (Freih. V. Crailsheimsche Beamten), von den Pfarrkindern zu Thann mit einem deutschen Vers, von der Religion zu Thann mit einem deutschen Vers, von den Brautleuten, von der Nachbarschaft, von der Landesbeschaffenheit und von dem Interimsakt (vorübergehende Abhaltung des Gottesdienstes usw. im Schloss während des Kirchenumbaues) zum Gottesdienst halten sowie ein deutsches Gedicht. Leider ist diese Denkschrift nicht erhalten geblieben. Man fand sie bei einer im Jahre1838 vorgenommenen Instandsetzung des Turmknopfes völlig vermodert vor. Der in den längere Zeit beschädigt gewesenen Turmknopf (er hatte mehrere Kugeleinschläge erhalten) eindringende Regen und Schnee hatte sowohl die Kapsel als auch die Denkschrift zerstört.

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