Puuh – es bleibt ‚anspruchsvoll‘. Sagen wir es so. Da sind die Entscheidungen der Regierung,…
Besondere Zeiten. 28.06.2020
Liebe Leserin, lieber Leser,
an diesem Wochenende weihen wir in unserer Kirchengemeinde ein Mahnmal ein. Ein neues, von einer Bildhauerin eigens angefertigt. Es steht auf einem Friedhof, der über dem Altmühltal vor dem Ortseingang von Sommersdorf liegt. Oben an einem sacht ansteigenden Hang, so dass man vom Friedhof aus weit ins Land schauen kann. Hält man sich dort in diesen Wochen auf, dann summt es tausendfach. Die alten und stattlichen Linden, welche die Gräber überwölben, stehen in voller Blüte, ein feiner Duft schwebt über allem. Der Ort strahlt einen tiefen Frieden aus. Man kann sich auf die Rundbank setzen, beschattet von der ‚Eischerlinde‘. Man kann auch am Natursteinmäuerchen in der Sonne sitzen und dem Plätschern des Wassers im Schöpfbecken lauschen. Der ‚Reisach‘, wie die Leute hier in den Dörfern ihren Friedhof nennen, ist ein Platz zwischen Himmel und Erde.
Dort weihen wir am Sonntag im Gottesdienst um halb zehn ein ‚Mahnmal für den Frieden‘ ein. Bis zu diesem Fest sind wir über Jahre in der Kirchengemeinde einen ganz besonderen Weg gegangen. Sind schon Baumaßnahmen an sich eine spannende Sache, wenn viele Menschen mitreden, so ist es bei Kunst ein noch komplexerer Prozess. Wem gefällt was? Wer ist zu welchen Ausgaben bereit? Wie geht man mit kritischen Stimmen um? Wir haben uns Zeit genommen und am Ende dieses gemeinsamen Weges steht nun das morgige Fest. Ein Mahnmal für den Frieden, in dem sinnigerweise Tauben das zentrale Motiv sind. Tauben als das Symbol für den Frieden, verständlich für jeden, unabhängig von Konfession und Religion. Sie fliegen, sitzen oder landen gerade auf Stelen. Oder sie heben ab. Dabei ist das Mahnmal bewusst so gestaltet, dass ich als Betrachterin Teil davon werden kann. Auf einem der fränkischen Kalksteinblöcke, der angenehme Sitzhöhe hat, ist am Fuß ein Bibelvers eingraviert. „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“ Das sagt Jesus den Frauen und Männern, die über Jahre mit ihm gemeinsam unterwegs waren (Johannesevangelium, Kapitel 14, Vers 27). Sie haben eine Ahnung davon bekommen, was es heißt, täglich neu aus dem Vertrauen in Gott zu leben. Sie haben erlebt: Es gibt einen ‚Menschenfrieden‘ und einen ‚Frieden, der höher ist als alle Vernunft‘. Einen Frieden, um den auch wir heute immer wieder ringen müssen, manchmal am Ende von hartem, sogar blutigem Streit. Von diesem Frieden, international ausgehandelt und erkämpft am Ende von Kriegen, erzählen Kriegerdenkmäler. Sie erinnern daran, dass Menschen für Unfrieden und Streit zwischen Völkern mit ihrem Leben bezahlt haben.
Wir haben uns, was unseren Friedhof angeht, bewusst für ein ‚Mahnmal für den Frieden‘ entschieden. Damit steht uns und unseren Kindern und Enkeln ein Bild vor Augen, das Hoffnung ausdrückt. Ich möchte in Frieden leben dürfen. Ich wünsche mir das für mich, für meine Kinder, unser Dorf, unsere Gemeinde und unsere Gesellschaft. Dieser Friede ist ein empfindliches Gefüge. Er ist uns nicht garantiert. Er will ersehnt, bewusst gewahrt oder eingefordert werden. Wir können da einiges dafür tun. Wenn Jesus zusagt, dass er „seinen Frieden“ gibt, den, der „höher ist als alle Vernunft“, dann bringt er damit die Ebene des Reiches Gottes ins Spiel. Das, was hinausgeht über alles Messbare, Beweisbare, Sichtbare. Ich möchte darauf vertrauen, dass dieses Reich Gottes unser Leben und unsere Welt schon jetzt durchwebt wie ein feiner leuchtender Faden einen manchmal ganz schön grauen oder sogar verdreckten und löchrigen Teppich. Ich bete immer wieder darum – am ‚Reisach‘ werden wir das gemeinsam im Gottesdienst tun – dass Gott uns den Frieden bewahrt. Den ‚menschgemachten‘ und noch viel mehr den, der „höher ist als alle Vernunft“.
Dir und Ihnen ein gutes und friedliches Wochenende.
Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr