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Besondere Zeiten. 17.06.2020

Mittwochsmail am 17. Juni 2020.

Das klingt einfach erst mal gut: „Der Katastrophenfall ist mit dem heutigen Mittwoch aufgehoben!“ Ich muss ehrlich gestehen, dass ich nicht vollends verstanden habe, was es bedeutet hat, als er bestand. Ich wusste, dass damit die Regierung außerordentlich weit reichende Befugnisse bekam, was Eingriffe in unser alltägliches, auch in unser privates Leben anging. Vieles, fast alles wurde – aus verständlichen Gründen – reglementiert.
Immer deutlicher, so war es mein Empfinden, haben viele von uns darunter gelitten, dass sie ständig überlegen mussten: „Darf ich das jetzt?“ Nicht wenige hat es ja auch mit empfindlichen Strafen erwischt, wenn sie kleine Schlupflöcher suchten wie jene vier Freunde, die sich in den letzten Tagen in der Dunkelheit zu einem Spaziergang trafen, um einfach wieder einmal miteinander zu reden. Sie wurden, so stand es in der Zeitung, von einer Streife ‚erwischt‘ und es droht nun jedem eine Strafzahlung von 150 Euro. Ganz ehrlich – ich hoffe für die vier, dass es beim „drohen“ bleibt. Ich habe selbst Kinder im Teenageralter und sehe, wie bedrückend die Kontaktverbote waren. Auch ich bin froh, wieder Freunde in größerer Zahl sehen zu dürfen. Leider bleibt die Maskenpflicht und das Abstandsgebot noch bestehen – doch da schaue ich voller Hoffnung hinüber über die Landesgrenze nach Österreich, wo auch das ‚Maskieren‘ jetzt ein Ende hat. Wir brauchen hier hoffentlich nur noch ein bisschen Geduld, bis wir uns wieder ungehindert anstrahlen können J …

Ja, wir haben alle jetzt gemerkt, wie kostbar Freiheit einerseits und wie wohltuend Nähe andererseits ist. Gehen und reisen, wohin man will – das ist Freiheit. Feiern, wo man will, mit wem man will und solange man will – das ist Freiheit. Einander in den Arm nehmen können, wenn einem danach ist, einen festen Händedruck tauschen – das ist Nähe. Nähe, die gut tut. Immer wieder sehe ich jetzt junge Leute, die zwar vorschriftsmäßig ihre Maske tragen, aber dennoch einander kurz zur Begrüßung in den Arm nehmen. Ich käme nie auf die Idee, hier dazwischen zu gehen und auf die Abstandsregel hinzuweisen. Sie gehen nach ihrer Begrüßung wieder behutsam auf Abstand, die Jugendlichen – sie sind durchaus sensibel. Ich lasse mich in meinem Umgang mit der gegenwärtigen Lage gern vom ‚Lebenshunger‘ anderer Leute anstecken – solange er den Gedanken der gegenseitigen Rücksicht nicht außer Acht lässt. Doch auch diejenigen unter uns, die vielleicht chronisch krank sind und daher immer mit mehr Vorsicht als ich unterwegs sein müssen, werden wir auf gute Weise ‚unterhaken‘ und mitnehmen –im übertragenen Sinn gesprochen. Dass da noch mehr Ängste, mehr Wunsch nach Abstand, mehr Vorsicht bei den Lockerungen vorhanden ist, leuchtet ein. „Für einen Moment in die Schuhe des anderen schlüpfen“ – das kann in diesem Frühsommer 2020 eine Hilfe sein, um klar zu kommen mit dem was geht, was noch nicht geht und was bald wieder gehen wird. In diesem Sinn: Auf zu einem netten Treffen im Freundeskreis! Ab ins Kino! Raus ins Freibad – wenn die Sonne wieder scheint.

Viel Freude am wieder aufkeimenden Leben wünscht dir und Ihnen

Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

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