Skip to content

Besondere Zeiten. Tagebuch, Seite 16

Liebe Tagebuchleserin, lieber Tagebuchleser,

vielleicht klickst du (- ich bleibe bei dieser Anrede und bitte dafür um Verständnis, denn immer zwischen ‚du‘ und ‚Sie‘ hin und her zu springen, ist mühsam -) diese Zeilen schon am Samstag Abend an, vielleicht auch erst morgen, am Sonntag. Mich hatte heute das ‚Vorbereitungsfieber‘ gepackt, das mich seit über zwanzig Jahren samstags befällt. Ich möchte mich auf unseren ‚freien Tag‘ vorbereiten. Auf den Tag, an dem Gott ‚Pause!‘ sagt und Pause macht. An dem sich Gott auf Zeit mit dir und mir freut. Es gibt diesmal als Tagebucheintrag folglich mein Nachdenken über Gott und unsere ziemlich aus den Fugen geratene Welt.

Wenn du es gewohnt bist, sonntags am Vormittag in den Gottesdienst zu gehen, dann ist dieser ‚Andachtsbrief‘ natürlich nur ein schwacher Ersatz für die Gemeinschaft mit anderen in einem Kirchengottesdienst oder im ‚Lichtblick‘. Doch immerhin – du darfst dir sicher sein, dass mit dir auch einige andere diese Zeilen lesen, die Gebete mitsprechen, die Verse in der Bibel mitlesen und das eine oder andere Lied via Internet mitsingen oder zumindest anhören. Wir sind also jetzt durchaus miteinander verbunden.

Wir feiern jetzt gemeinsam Andacht. Und tun das im Namen Gottes, der uns als Vater, als Sohn und Heiliger Geist begegnet.

Schließen wir uns zusammen im Gebet:
Gott, der wir dich Vater nennen, aber auch ‚den Ewigen‘, den ‚Allmächtigen‘, wir möchten jetzt vor dir zur Ruhe kommen. Mancher von uns war in den letzten Tagen wegen der Ausgangssperre sehr einsam. Andere waren sehr gehetzt, weil sie in Helferberufen arbeiten und jetzt so dringend gebraucht werden. Wieder andere von uns sind völlig erschöpft vom intensiven Familienleben. Lass uns spüren, dass wir jetzt unter deinem Wort und vor dir miteinander verbunden sind. Auch wenn es zur Zeit unmöglich ist, in Gottesdiensträumen zusammen zu sein – in deinem Namen sind wir doch eine Gemeinschaft. Vater, wir klagen dir unsere Not: Sich nicht frei bewegen zu dürfen, ist schwierig. Auf engem Raum zusammen sein zu  müssen, macht manchen von uns mürbe. Beruflich unter riesigem Druck zu stehen, stresst. Wir wollen jetzt auf andere Gedanken kommen, wir wollen dich loben und damit groß machen. Und wir bitten dich jetzt um Ermutigung und um deinen Segen. Danke, dass du da bist, Gott. Amen.

Lied: Du gibst mir ‚Rückenwind‘

Eine Predigt im klassischen Sinn gibt es auch heute nicht – sie würde ja davon leben, dass ich euch vor mir habe und wir tatsächlich miteinander in einen Austausch treten können. Doch ich möchte heute als Andacht auf einen Psalm mit euch hören, der mir deutlich macht: Krisen gehören zum Leben dazu, seitdem es uns Menschen gibt. Wie gut, dass die Bibel daraus kein Geheimnis macht. Sie ist ja ‚geronnene‘ menschliche Lebenserfahrung – gespiegelt im Blick auf Gott. Überdeutlich wird das in manchem der Psalmen. Wir nehmen uns heute den 22. Psalm vor. Wenn du eine Bibel zur Hand hast, schlag ihn jetzt einfach auf und lies in dir in Ruhe durch. Egal, ob laut oder leise… Und wenn es dir möglich ist, dann geh danach noch ins Internet. Hör dir diesen Psalm noch einmal an – in der Vertonung von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Wenn du noch nie Musik in dieser Art gehört hast, dann hilft dir ein Kopfhörer, um in diese Klänge einzutauchen. Vielleicht bist du sogar in der Lage, das Musikstück mehrmals anzuhören. So dass es anfangen kann, zu dir zu sprechen. Bis zu acht Stimmen singen da gleichzeitig. Und immer wieder berührt mich die Weise, wie ein genialer Komponist die Gefühle und Erfahrungen des Menschen, der da betet, in Melodien übersetzt.

Ich möchte euch zu einigen Psalm-Ausschnitten meine Gedanken schreiben.

Die ersten Verse zeigen einen Menschen, der sich ‚von Gott und der Welt verlassen fühlt‘. Wie zur Zeit ganz sicher viele. Zum Beispiel die Seniorin im Pflegeheim, die wegen Demenz immer wieder Gedächtnis-Ausfälle hat und einfach nicht verstehen kann, warum ihre Tochter sie nicht mehr besucht. Dass es ihrer Tochter zur Zeit nicht erlaubt ist, sagen ihr die anderen Bewohner zwar, aber sie vergisst es sofort wieder. Völlig verlassen kann sich aber ein Mensch auch im größten Gewühl fühlen. Wenn in einer beengten Wohnung der Partner oder die Partnerin nur noch in der virtuellen Welt des Computers abtaucht, um nicht die Nerven zu verlieren. Wenn zugleich aber trotzdem die Kinder durch die Wohnung toben und immer wieder schreien: „Was machen wir jetzt? Uns ist langweilig!!!“ Zum Heulen ist sicher in diesen Tagen manchem von uns zumute. Zumindest immer wieder einmal. Wachliegen nachts – auch das ist für viele zur Zeit an der Tagesordnung wegen bohrender Existenzsorgen.

„Aber du bist heilig!“ lese ich plötzlich in Vers 4. Als hätte sich der, der da am Ende ist, mit einem gewissen Trotz innerlich aufgerichtet. Und Gott in den Blick genommen. Als hätte er weggeschaut von den eigenen Problemen, die gerade beim besten Willen nicht zu lösen sind. Weg von sich, hin auf Gott. Als hätte er leise vor sich hingesagt: „Du bist heilig. Auf dich haben schon unsere Eltern, unsere Großeltern und unsere Urgroßeltern gehofft. Sie haben in Kriegszeiten auf dich ihre Hoffnung gesetzt und in wirtschaftlichen Härten. Sie haben bittere Jahre durchgestanden und konnten im Rückblick doch sagen: ‚Gott, wir haben es geschafft. Wir haben die Talsohle hinter uns. Wir haben uns Kraft dadurch geholt, dass wir bewusst unser Vertrauen auf dich gesetzt haben.‘“

Nein, damit lösen sich nicht alle Fragen und Sorgen und Nöte auf einmal wie von Zauberhand auf. „Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe“  (Vers 12) – heißt es einige Verse später. Es kommen immer wieder Wellen der Sorge angerollt und derjenige, der da betet, fühlt sich wirklich bedroht.

So geht es auch vielen von uns in diesen Tagen. Depressive Momente wechseln sich ab mit gelassenen, Zuversicht wird brüchig und dann fassen wir doch wieder Mut. Das ist menschlich, es ist normal.

Doch es scheint eine Art ‚heilender himmlischer Impfstoff‘ zu sein, wenn wir Gott immer wieder zum Thema machen. Wenn wir uns mit dem beschäftigen, was er uns zu sagen hat. Sei es, indem wir die tägliche Losung lesen oder ein anderes Andachtsbuch, indem wir unser Gesangbuch hernehmen und im Textteil (blaugrün hinterlegt) blättern und nach tröstlichen Gedanken suchen. Gott zu ‚rühmen‘, ihn groß zu machen, Lobpreislieder im Auto auf dem Weg zur Arbeit oder daheim zu hören – das macht etwas mit uns. Es gibt uns eine Stärke und einen  Willen zum Durchhalten, den wir allein aus uns heraus nicht entwickeln könnten.  Die Menschen, die den Psalm 22 so oft gebetet haben, dass sie ihn auswendig konnten, dass sie ihn von Generation zu Generation mündlich weitervererbt haben, bis er eines Tages aufgeschrieben worden ist, die hatten als Lichtblick die Perspektive: Am Ende wird es gut! „Denn er (Gott) hat den Hilflosen nicht verachtet, über sein Elend ging er nicht hinweg. Nein, Gott wandte sich nicht von ihm ab, sondern hörte auf ihn, als er um Hilfe schrie.“ (V. 25) Und dann, nachdem unser Beter das staunend im Rückblick erkannt hat, betet er: „HERR, jetzt habe ich allen Grund, dir vor der großen Gemeinde ein Loblied zu singen. (…) Alle, die nach dem HERRN fragen, sollen ihn loben. Euer Leben lang dürft ihr euch daran freuen!“ (Verse 26f)

Ich möchte mich ermutigen lassen durch den geistlichen Weg, den der Beter von Psalm 22 schon lang vor mir gegangen ist. Und ich möchte euch auf diesem Weg mitnehmen. Konzentrieren wir uns in unserem Vertrauen auf Gott, lassen wir uns nicht den Mut nehmen und bewahren wir die Gelassenheit, Unangenehmes oder Schwieriges aushalten zu wollen. Wir sind nicht allein unterwegs. Wir haben einander und wir haben den an der Seite, der „Himmel  und Erde gemacht hat.“

Jetzt ist Zeit für ein stilles Gebet und ein Vaterunser.

Lassen wir uns den Segen zusprechen, der unabhängig von festen Orten oder Zeiten wirkt:

Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr wende uns sein Angesicht zu und gebe uns das, was wir uns selbst nicht geben können – seinen himmlischen Frieden. Amen.

 

Ein Lied möchte ich euch als Schlusslied heute vorschlagen, das wir schon sehr oft gemeinsam im Lichtblick gesungen haben. Es ist ein hoffnungsvolles Gebet:

Du bist die Zukunft, zu dir will ich hin….

 

Bleib behütet und, wenn möglich, auch gesund.

Eure Elfriede Bezold-Löhr :-), Pfarrerin der Kirchengemeinden Sommersdorf mit Burgoberbach und Thann.

PFARRAMT

Pfarramtsführung
Friedrich Müller
Mobil: 0171/8649686

Sekretariat
Anja Herzog

KIRCHENGEMEINDE

Sommersdorf / Thann
Sommersdorf 5
91595 Burgoberbach
Tel.: +49 9805 648
Fax: +49 9805 932 202
Mail: pfarramt@sommersdorf-thann.de
Spendenkonto: DE 71 7655 0000 0008 8247 57

ÖFFNUNGSZEITEN

Dienstag:
09:00 Uhr – 13:00 Uhr
Donnerstag:
11:00 Uhr – 16:00 Uhr

PFARRAMT

Pfarramtsführung
Friedrich Müller
Mobil: 0171/8649686

Sekretariat
Anja Herzog

KIRCHENGEMEINDE

Sommersdorf / Thann
Sommersdorf 5
91595 Burgoberbach
Tel.: +49 9805 648
Fax: +49 9805 932 202
Mail: pfarramt@sommersdorf-thann.de

ÖFFNUNGSZEITEN

Dienstag:
09:00 Uhr – 13:00 Uhr
Donnerstag:
11:00 Uhr – 16:00 Uhr

An den Anfang scrollen