Liebe Leserin, lieber Leser, an diesem Wochenende weihen wir in unserer Kirchengemeinde ein Mahnmal ein.…
Besondere Zeiten. Tagebuch, Seite 22
Liebe Tagebuchfreunde,
heute wird es etwas später, ich weiß. Mein Tag hat gemütlich angefangen, dann aber doch richtig Fahrt aufgenommen. So wird heute mein Eintrag eine Nachtlektüre – oder eine Samstagsmorgenpost. Wie auch immer – schön, dass wir auf diese Weise jetzt miteinander verbunden sind.
Wie schon gesagt, ich habe beschlossen, den Tag heute geruhsam mit einem schönen Frühstück anzufangen. Ein weich gekochtes Ei, zwei belegte Scheiben Toast, eine große Tasse Milchkaffee und die Fränkische Landeszeitung. Auf Seite 3 hat mich sofort ein Foto gefangen genommen: Venedig! Da war ich schon mehrmals. Doch so sah ich die Stadt nie. Ein völlig ungewohnter Blick über stille Gondeln, die sonnenbeschienen am Ufer des Canale Grande dösen, das Wasser klar und türkisfarben. Im Hintergrund dämmern die Palazzi der Stadt in ihrer morbiden Pracht. Sofort kam mir Bepe in den Sinn, ein Freund aus Italien. Er schrieb mir tief berührt, dass inzwischen Delfine in der Lagunenstadt durch die Kanäle ziehen. Ein Anblick, an den sich auch alteingesessene Venezianer nicht erinnern. Da atmet vieles auf, auch wenn das Erliegen des Tourismus auf der anderen Seite Not mit sich bringt.
Dann klingelt das Telefon. Eine unserer ehrenamtlichen Gemeindehelferinnen ist am anderen Ende der Leitung. Ja, sie würde uns den Gefallen tun und bei unserer Frühlingsüberraschung mitmachen. Wir tauschen uns noch darüber aus, wie das Leben sich zur Zeit so lebt, dann lege ich auf. Während ich am Schreibtisch sitze, klingelt das Telefon immer wieder. „Ja, ich bin dabei.“ „Ja, ich helfe gerne mit.“ „Ja, selbstverständlich mache ich das.“ Toll, wie gut das klappt. Gestern haben meine Sekretärin und ich siebenundzwanzig Damen mit der Bitte um Unterstützung angeschrieben, heute hat schon die Hälfte ihre Hilfe zugesagt. Es berührt mich und freut mich, dass das Ehrenamt unter uns so lebendig ist. Danke an alle, die anderen ihre Zeit und Energie schenken und uns so miteinander vernetzen. (Worum es bei dieser Frühlingsüberraschung geht, wird natürlich nicht verraten. Sonst ist’s ja keine mehr …. :-)).
Nach Mittagstisch und Küchenputz treffen wir uns um 16 Uhr wieder per Skype zur Kirchenvorstands-Sitzung. Schön, sich nach einer Woche wiederzusehen. Die Tagesform ist auch bei uns nie gleich – waren wir in der letzten Woche ein recht aufgedrehter Haufen, geht es diesmal ziemlich sachlich zu. Wir haben einiges zu besprechen. Unter anderem beschäftigt uns die Frage stark, wie wir diesmal Gründonnerstag, Karfreitag und den Ostersonntag feiern können. Beichte und Abendmahl per Computer feiern – das ist nicht vorstellbar. Nicht für uns, die wir unsere Traditionen und lieb gewordenen Orte haben. In den Kirchen von Sommersdorf und Thann oder in der Aula der Schule von Burgoberbach am Karfreitag bewusst zur Beichte zu gehen und sich alles Belastende, alles Scheitern und alles Versagen von Gott abnehmen lassen – das vermittelt sich so schwer in einer Videobotschaft oder einem geschriebenen Text. Das würden wir uns so gern zusprechen lassen und es spüren. Doch es muss dieses Jahr anders gehen. Beim Abendmahl im Halbrund um den Altar im Kirchenraum zu stehen oder in der Schulaula das Brot zu teilen mit der Widmung ‚Jesus Christus, das Brot des Lebens für dich‘ oder auch ‚Christi Leib, für dich gegeben‘ – das kann ich nicht stellvertretend für euch alle allein in der Kirche machen und es dann per Handyfilm mit euch teilen. Ich kann auch nicht stellvertretend für uns alle den Kelch in die Hände nehmen und mir selbst sagen: ‚Christi Blut, für dich vergossen.‘ Abendmahl lebt für mich von der Gemeinschaft. Und da uns die in diesem Jahr definitiv verwehrt ist, müssen wir uns diese Erfahrung aufsparen für die Zeit, in der wir uns wieder frei bewegen können. Doch eines möchte ich euch zusagen: Ich werde am Gründonnerstag im Tagebuch eine Seite zusätzlich für diejenigen unter euch schreiben, die an diesem Tag eine Glaubensbotschaft lesen wollen. Ich werde das auch am Karfreitag tun und ich werde es am Ostersonntag tun.
Schon jetzt möchte ich aber auf eine wunderbare Osterüberraschung hinweisen, die mir das Medienteam vom ‚Lichtblick‘ in den Osterkorb gelegt hat: den Hinweis auf eine Familienbibel. Als hätten die Verleger es gewusst, dass wir in diesen Wochen gerade als Familien Anregungen für eine gut gestaltete Familienzeit so gut brauchen können, bringen sie DIE FAMILIENBIBEL heraus, die zum Kochen einlädt, zum Basteln und zum Fantasiereisen. Wer sich diese Familienfreude für die eigenen Kinder oder zu Ostern gönnen möchte, darf sich gerne direkt an Heidi und Joachim Dietrich in Burgoberbach wenden. Per mail unter ‚jd91595@yahoo.de‘ kann man die Kinderbibel bei den beiden bestellen. Dietrichs würden – toller Osterservice! – die bestellten Bücher dann an die gewünschten Ablageplätze oder an die Briefkästen frei Haus anliefern. Danke, liebe Dietrichs, für dieses schöne Angebot! Ihr denkt euch: „Wenn die Leute nicht zu uns in den Lichtblick an den Medientisch kommen können, kommen eben wir zu ihnen. Was für ein konstruktiver Umgang mit der Krise! Danke.
Ich wünsche euch, die ihr diesen Tagebucheintrag als Abendlektüre lest, eine geruhsame Nacht. Wisst euch geborgen bei dem, der Himmel und Erde gemacht hat. Und euch, die ihr meine Gedanken morgen früh lest, wünsche ich einen guten Start in einen neuen und behüteten Tag.
Eure Elfriede Bezold-Löhr