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Besondere Zeiten. Tagebuch, Seite 3

‚Die Inselpastorin. Mein Leben mitten in der Nordsee‘. Der Buchumschlag macht mir gute Laune, ich fange an zu lesen und tauche in eine fremde und mir zugleich vertraute Welt ein. In die Welt einer Pfarrerin oder ‚Pastorin‘, wie man in Norddeutschland sagt, die eine neue Pfarrstelle auf Helgoland antritt.

Dabei müsste ich eigentlich gar nicht lesen, um in eine fremde Welt einzutauchen. Meine eigene fühlt sich fremd genug an. Wann saß ich das letzte Mal an einem Sonntag Vormittag in der Frühlingssonne auf der Terrasse, eine Tasse Kaffee vor mir auf dem Gartentisch und ein unterhaltsames Buch in der Hand? Es ist ewig her. Und in mir ist Gefühlschaos. Denn auf der einen Seite denke ich mir: „Wie hast du’s im Gegensatz zu den Bewohnern eines Mietshauses in Florenz jetzt schön. Du kannst raus in deinen Garten, Kaffee trinken, schmökern, in die Sonne blinzeln. Andere müssen jetzt unter Androhung von Strafen in ihren Stadtwohnungen aushalten, kriegen fast einen Lagerkoller.“

Auf der anderen Seite spüre ich deutlich: „Mir fehlt etwas. Und zwar gewaltig. Mir fehlt mein Lichtblick-Morgen mit den vielen Leuten, die ich gern sehe und mit denen ich gern Gottesdienst feiere. Sie und unsere Gottesdienste, die Lieder und Gebete, die Gespräche und Impulse fehlen mir. Der Sonntag fühlt sich irgendwie leer an.“

Haben gestern und vorgestern noch viele Kolleginnen und Kollegen dafür plädiert, Gottesdienste unbedingt stattfinden zu lassen, werden die Signale für den erforderlichen Stillstand auch im kirchlichen Leben im Lauf dieses Sonntags immer lauter. Schließlich ploppt am Nachmittag um 16.35 Uhr die Mail aus dem Landeskirchenamt München, meiner obersten ‚Chefetage‘ auf: „Landeskirche empfiehlt allen Kirchengemeinden dringend, bis auf Weiteres auf alle Gottesdienste zu verzichten. Der Landeskirchenrat empfiehlt nach seiner heutigen Beratung allen bayerischen Kirchengemeinden dringend, bis auf Weiteres auf alle Gottesdienste zu verzichten. Das gilt auch für Konfirmationen, Trauungen und Taufen, mit Ausnahme von Bestattungen.“

Jetzt ist es ‚amtlich‘. Was wir in unserer Sondersitzung im Kirchenvorstand schon am Freitag für angebracht hielten, wird jetzt ‚von oben‘ dringend empfohlen: der Abbruch möglichst aller persönlichen Kontakte auf Gemeindeebene. Das macht eigentlich das Krisen-Treffen im Kolleg*innenkreis, das wir für Montag um halb zwölf Uhr in Weidenbach angesetzt haben, überflüssig. Wir wollten beraten, wie wir es in unseren Gemeinden in den nächsten Wochen mit den Gottesdiensten halten. Diese Entscheidung ist uns abgenommen – „bis auf weiteres.“ Das heißt im Klartext: Keiner weiß, wie lang dieses Quasi-Verbot jetzt bestehen bleibt.

Also wirklich ‚Stillstand‘? Im Büro das lang Liegengebliebene aufarbeiten? Zeit für Mails, für Kartengrüße, für Briefe und Anrufe, die auf die lange Bank geschoben waren? Frühjahrsputz im Pfarrhaus und im Garten? Abiturvorbereitung meiner Kinder vollends daheim?

Ich merke, wie mich das verunsichert. Der gewohnte Takt ist weg. Und einen neuen werden wir erst suchen und entwickeln müssen. In der Familie genauso wie in der Kirchengemeinde. Wie gut tut es mir da, wenn heute ab und zu eine Nachricht hin- und herfliegt, die mir zeigt: „Ich bin nicht auf einer einsamen Insel.“ Wir sind als Gemeinde nach wie vor vernetzt und sollten das auch bleiben. Nur muss jetzt eben das Telefon und das Handy leisten, was wir sonst direkt miteinander besprechen und teilen würden. Ermutigende Nachrichten gehen hin und her. Mein Impuls für heute: Schickt solche kleinen ‚Lichtblicke‘ an die Leute, die ihr kennt. Eine kurze Nachricht, ein witziger Cartoon, ein schöner Gruß – ganz egal. Hauptsache, jeder von uns wird von irgendwoher ‚angefunkt‘ und spürt: „Da denkt jemand mit Sympathie an mich und ich bin ihm wichtig.“

Ein Lichtblick ist auch das schöne Frühlingswetter. Es darf  uns lächeln lassen. Bis bald.

Ihre / eure ‚Inselpfarrerin‘ der anderen Art.

Ihre/eure Elfriede Bezold-Löhr

PFARRAMT

Pfarramtsführung
Friedrich Müller
Mobil: 0171/8649686

Sekretariat
Anja Herzog

KIRCHENGEMEINDE

Sommersdorf / Thann
Sommersdorf 5
91595 Burgoberbach
Tel.: +49 9805 648
Fax: +49 9805 932 202
Mail: pfarramt@sommersdorf-thann.de
Spendenkonto: DE 71 7655 0000 0008 8247 57

ÖFFNUNGSZEITEN

Dienstag:
09:00 Uhr – 13:00 Uhr
Donnerstag:
11:00 Uhr – 16:00 Uhr

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