Liebe Leserin, lieber Leser, an diesem Wochenende weihen wir in unserer Kirchengemeinde ein Mahnmal ein.…
Besondere Zeiten. Tagebuch, Seite 33
Mein Tag war ein ‚Kaltstart‘, der voll und ganz zu den eisigen Temperaturen draußen gepasst hat, liebe Leserinnen und Leser. Die Osterfeiertage liegen jetzt hinter uns und sie haben mir, auch wenn sie so ganz anders als in der Vergangenheit waren, doch in manchen Momenten wirklich Freude gemacht. Die offenen Kirchen haben mir schöne Fotos von Besucherinnen und Besuchern beschert, die mal mit, mal ohne Schokoladenei ein Selfie von sich geschickt haben. Und Kinder, die es toll fanden, dass es in der Kirche endlich mal was Süßes gibt, haben mir auch einen Gruß geschickt.
Das ist jetzt vorbei. Der Alltag hat uns wieder. Und dann war ja da auch noch die Sache mit der ‚offiziellen‘ Osterpost unserer Kirchengemeinde. Missmutig dachte ich heute früh nach dem Aufwachen: „So, toll. Jetzt kriegen die Leute heute, am Dienstag nach Ostern, von ihrer Pfarrerin die Osterpost. Super.“ Doch die Post macht mir Hoffnung! Heute hat sie, wie ich mitbekommen habe, die Osterbriefe auch noch nicht zugestellt. (Wir werden uns hier im Pfarramt böse rächen, indem wir einfach die Rechnung für die Zustellung noch nicht vollends bezahlen, die bereits hier bei uns auf dem Tisch liegt.) Vielleicht denken findige Menschen im Sortierzentrum ja weiter! Und behalten die Briefe gleich bis zur Karwoche 2021, um sie dann termingerecht in all unsre Haushalte zustellen zu können. Mancher jetzt aktuelle Bezug im Schreiben ist dann zwar hoffentlich nicht mehr aktuell, aber die Osterbotschaft selbst ist ja zeitlos gültig …..
Ansonsten war es heute ruhig. Ich konnte stundenlang das tun, was viele Bundesbürger*innen gerade auch tun: aufräumen. Meinen Wandschrank im Pfarramt weiter um Dokumente erleichtern, die seit Jahren überflüssig in Leitzordnern ihr trübes Dasein fristen. Die Altpapiertonne ist am Ende des heutigen Tages, kaum dass sie letzte Woche geleert worden ist, schon wieder zu zwei Dritteln voll. Doch mir gibt der Blick auf das Bücherregal jetzt im Moment ein richtig gutes Gefühl.
Ehe ich es vergesse: Das einzige offizielle Schreiben, das mich heute per Mail erreicht hat, war eine Information aus der Schule meiner Kinder. Alle Reisen, die für die nächsten Monate geplant waren, werden wegen der Corona-Pandemie gestrichen. Das tut mir wirklich leid für all die Kinder und Jugendlichen, die sich riesig auf eine Woche in einer Jugendherberge, in der Familie einer Partnerschule im Ausland oder auf ihre Abschlussfahrt gefreut haben. Es ist zwar ein ‚Jammern auf hohem Niveau‘, das ist mir durchaus bewusst. Doch Klassenfahrten liefern gewöhnlich noch Jahrzehnte später genügend Stoff für ein „Weißt du noch, damals, als Stefan in Rom …….“ und garantieren somit wunderbare Abende bei Klassentreffen, die kein Ende nehmen wollen.
Warten wir ab, was morgen von politischer Seite an Signalen für die nächsten Tage und Wochen kommt. Ich bin froh, dass wir es schon so lange geschafft haben, mit Rücksicht auf gesundheitlich angeschlagene Menschen und auf Seniorinnen und Senioren die Kontaktsperren durchzuhalten. Doch ich bin auch froh – da bin ich ehrlich, dass nicht ich in letzter Verantwortung entscheiden muss, wie es ab dem kommenden Montag weitergeht. Politiker*innen, Wissenschaftler*innen und Expert*innen verschiedenster Richtungen machen es sich gewiss nicht einfach, um den bestmöglichen Aus-Weg für uns alle zu finden. Doch alles Entscheiden ist auch ein Entscheiden auf Hoffnung hin. Denn es gibt ja für das, was wir gerade erleben, keine geschichtliche Parallele. Wir tun denen, die entscheiden müssen, einen Dienst, wenn wir sie in unser Gebet einschließen. Damit sie weise entscheiden und dann gelassen dem vielstimmigen Konzert der Reaktionen begegnen können, in dem Wertschätzung eine Stimme unter vielen ist.
Bleibt behütet, schlaft gut. Und bis morgen – wenn ihr mögt.
Ihre/eure Elfriede Bezold-Löhr