Liebe Leserin, lieber Leser, an diesem Wochenende weihen wir in unserer Kirchengemeinde ein Mahnmal ein.…
Besondere Zeiten. Tagebuch, Seite 48
Elektronische Post aus dem Büro unserer Regionalbischöfin. Gisela Bornowski heißt sie und mancher von euch erinnert sich vielleicht an ihren Besuch, als wir sie am 16. Oktober 2016 anlässlich des 250. Geburtstags unserer Thanner Kirche eingeladen hatten. Aus ihrem Büro kam heute das „Update 12 mit 12 Anlagen“ in die Pfarrämter des gesamten Kirchenkreises Ansbach-Würzburg gesummt. Die zwölfte Aktualisierung von Informationen zum Leben in der Kirchengemeinde in Zeiten der Corona-Pandemie. Dazu 12 Anlagen. Nicht etwa hübsche Grünanlagen. Sondern angefügte Dokumente. Zum Beispiel das ‚Schutzkonzept für Gottesdienste der ELKB, Finale Fassung‘. Oder die ‚Gemeinsame Verpflichtung der katholischen Diözesen und er ELKB‘. Oder die ‚Aktualisierte Information des Gesundheitsministerium zur Bestattung w. Corona‘.
Für mich, die ich im zweiten theologischen Examen aus einer tief sitzenden Abneigung gegen Paragraphen und trockene Gesetzestexte in der Klausur im Fach ‚Kirchenrecht‘ eine ‚5‘ geschrieben habe (es gilt der schulische Notenschlüssel :-)), ist die Lektüre dieser Texte Schwerarbeit, wie ihr euch denken könnt. Doch natürlich ist es wichtig, dass ich und mit mir bald unser ganzer Kirchenvorstand weiß, unter welchen Bedingungen wir ab dem 4. Mai wieder Gottesdienste feiern dürfen. Es wird unter uns am kommenden Samstag, wenn wir uns wieder per Skype am Computer-Bildschirm-Telefon zur Kirchenvorstandssitzung treffen, viel zu durchdenken und zu entscheiden geben.
Eines weiß ich aber schon jetzt sicher: Ich freue mich sehr darauf, einige (oder vielleicht sogar viele :-)) von euch in den Kirchen-Gottesdiensten am 10. Mai um 8.45 Uhr in Sommersdorf oder um 10.00 Uhr in Thann nach langer Zeit wieder zu sehen. Ich werde euch wiedererkennen – auch mit Maske! Versprochen! Es wird ein bisschen anders sein als wir es gewohnt sind, weil wir bisher immer unmaskiert zusammenkamen. Es wird auch etwas ungewohnt sein, sich nur dort in einer Kirchenbank hinzusetzen, wo ein Klebepunkt einlädt. Er sagt leise, aber fröhlich: „Bitte nimm gern Platz. Schön, dass du da bist!“ Wir dürfen so viele Leute in die Kirchen rein lassen, wie sie mit zwei Meter Sicherheitsabstand nach links, nach rechts, nach vorn und nach hinten hineinpassen. Wir dürfen das ganze Kirchenschiff ausnutzen. Aber die Emporen nicht. Anfang nächster Woche wandere ich mit einem eigens für mich gebauten Abstands-Messungs-Spezialgerät (!!) in unsere Kirchen und kriege über die Anzahl der Klebepunkte raus, wie viele Leute in die Gottesdienste kommen dürfen. Wenn der letzte Platz in den Kirchen vergeben ist und es wollen noch mehr Menschen dabei sein, machen wir einfach die Flügel der Kirchentüren auf und stellen draußen in der Sonne noch Stühle auf. Natürlich in gebotenem Abstand :-). Und dann freuen wir uns am Brausen der Orgel. Und schauen uns ein bisschen ungläubig um. Heben die Hand zum Gruß gegenüber dem einen oder anderen Bekannten und feiern TROTZDEM. Dass wir zusammen sein können und Gott die Ehre geben dürfen.
Was habe ich außer ‚Aktenstudium‘ heute noch gemacht? Ein paar noch fehlende Blumenstöckchen nach Burgoberbach nachgeliefert, mir den Ablauf des Kantate-Gottesdienstes überlegt und viele Mails dazu verschickt. Ich hatte eine längere Dienstbesprechung mit meiner Sekretärin und dann eine Telefon-Dienstbesprechung mit Katharina, unserer Referentin für Kinder- und Jugendarbeit. Ich habe Wäsche abgenommen und schrankfertig gemacht, die Spülmaschine aus- und wieder eingeräumt. Ach ja, und zu einer Pfanne Schinkennudeln und einer großen Schüssel Gurkensalat als Mittagessen hat es auch noch gereicht.
Übrigens: Ich bin jetzt perfekt mit Schutzmasken ausgestattet – ein Dank an die Näherin! Ich kann sogar zwischen unterschiedlichen Designs wählen: Rottöne für gute Laune, ein fein gemustertes helles Grau für nachdenklichere Anlässe. Wie beispielsweise eine jener Urnenbeisetzungen am Friedhof, wo Nähe so gut täte, aber zur Zeit nicht sein darf. Denkt heute in eurem Abendgebet an die Familien in unserer Gemeinde, die trauern, weil sie einen lieben Menschen verloren haben und ihn jetzt begraben müssen. Ich danke euch für eure Fürbitte. Bleibt behütet. Kommt gut durch die Nacht.
Und findet in dem neuen Tag immer wieder einen Grund für ein Schmunzeln oder Lächeln.
Ihre / eure Elfriede Bezold-Löhr