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Besondere Zeiten. Tagebuch, Seite 6

Ich habe gegenwärtig morgens keine Termine außer Haus mehr. Alles abgesagt. Keine Schulstarter mehr, kein kollegiales Frühstück im Ansbacher Süden mehr, keine frühe Dienstbesprechung, kein Religionsunterricht mehr. Ich könnte eigentlich im Bett liegen bleiben bis zum Mittag – auffallen würde es wohl nur noch denjenigen, die mich telefonisch zu erreichen suchen.

Dummerweise bin ich eine ‚Lerche‘. Sie kennen sie sicher – die Einteilung der Menschheit in Lerchentypen und in Eulentypen. Die Lerchen sind diejenigen, die morgens zwischen 7 Uhr und 12 Uhr einen Lauf haben und danach kommt nicht mehr so sehr viel. Die Eulen hingegen werden erst um die Mittagszeit richtig wach und kommen dann in Form. Abend- und Nachtschichten sind ihre Stärke. Ich bin, wie gesagt, eher die Frühaufsteherin.

Also mache ich mir einen Plan für diese einzigartigen Wochen und beschließe: Ich stehe weiterhin gegen 7 Uhr auf (immerhin darf ich jetzt eine Stunde länger liegen bleiben als noch vor einer Woche …:-)). Erst husche ich kurz ins Bad – und dann mache Gymnastik. Am Fußboden im Esszimmer. Übungen, um einigermaßen gelenkig zu bleiben, Übungen gegen Schreibtischtäter-Rückenschmerzen und gegen Puddingbeine. Am Schluss stehe ich meistens noch eine halbe Minute auf dem Kopf. Ja, richtig gelesen. Ich stehe auf dem Kopf. Warum? Das geht auf eine Schnapsidee vor ungefähr einem halben Jahr zurück. „Wann hast du das letzte Mal einen Kopfstand gemacht?“ habe ich mich gefragt. Um mir dann gleich selber zu sagen: „Jetzt bist zu völlig durchgedreht. Dein letzter Kopfstand ist wahrscheinlich fünfzehn Jahre her. Mit deinen Kindern bist du ab und zu mal der Gaudi halber auf dem Kopf gestanden. Seitdem sicher nicht mehr. Vergiss es.“ „Ob ich’s wohl noch könnte?“ hab‘ ich mich als nächstes gefragt. Und mir dann kurzerhand meine Decke genommen, sie zu einem bequemen Kissen zusammengefaltet, auf den Fußboden ganz nah an Esszimmerwand gelegt und einen Kopfstand probiert. Mit der Wand im Rücken – zur Sicherheit. Falls was schiefgehen sollte…

Es ging nichts schief. Es ging gut, richtig gut. Der Kopfstand hat wunderbar funktioniert. Ein bisschen zittrig am Anfang, aber dann sehr ok. Und als ich nach ungefähr dreißig Sekunden wieder mit beiden Beinen statt mit dem Kopf am Boden stand, war ich tatsächlich ein kleines bisschen stolz auf mich. „Einfach machen. Du musst manche Dinge einfach machen. Die Welt auf den Kopf gestellt sehen für ein, zwei Minuten – das tut richtig, richtig gut.“ (Manche Yoga-Profis machen das meines Wissens nach viel, viel länger als ich ….)

Nach der Gymnastik gehe ich etwas länger ins Bad und richte mich öffentlichkeitstauglich her. Man weiß ja nie – vielleicht klingelt doch jemand später an der Haustür. Während der Kaffee durchläuft, sprinte ich schnell zur Sommersdorfer Schlosskirche rüber und schließe die Tür auf. Könnte ja sein, dass sich jemand für einen Augenblick reinsetzen mag in diesen seltsam ruhigen Tagen. Dann nehme ich mir Zeit für die ‚Fränkische Landeszeitung‘. Ich lese in Ruhe, was mir wichtig scheint. Die Berichterstattung empfinde ich in diesen Tagen als wohltuend unaufgeregt. Längst zwinkert mich mein Handy an. Ich freue mich sehr, weil ich zwei nette Nachrichten bekommen habe. Liebe Leute rühren sich und wollen wissen, wie es mir geht. Jetzt, wo schnelle Besuche nach einem Sprung ins Auto auch nicht mehr unbedingt angeraten sind, tut mir der Austausch per Kurznachrichten umso wohler. Gut zu wissen, dass es denjenigen gut geht, die mir am Herzen liegen.

Dann Büroarbeit. Mittagessen kochen. In der Sonne auf unserer Terrasse zu dritt eine schöne Pause machen. Dienstbesprechung mit Karin Oberseider, unserer Pfarramtssekretärin. Ausfahrten von Material für einige Leute in der Gemeinde mit dem Radl, weil es das Wetter gut mit uns meint. Am frühen Abend die Kirche wieder zusperren. Tagebuch schreiben. Zu Abend essen. Nachrichten schauen. Nachdenkliche Töne unserer Kanzlerin. Ich bin froh darüber, dass sie offen redet und Probleme klar anspricht. Ich bin super froh darüber, dass ich mich (noch?) frei bewegen kann und dass wir, wie viele andere Familien in unseren Dörfern auch, mit viel Platz um uns herum leben. Wir müssen uns nicht in einer kleinen Mietwohnung irgendwie wochenlang über Wasser halten. Das ist ein Privileg. Ich hoffe, dass es mir bewusst bleibt. Überhaupt: Dass mir in diesen Tagen bewusst bleibt, was ich an Positivem habe. Und dass es mich bereit macht, mit meinen Möglichkeiten zu helfen, wo ich kann. Auf diesem Weg nähme ich Sie gerne mit.

Bleiben Sie gesund.

Ihre Elfriede Bezold-Löhr

PFARRAMT

Pfarramtsführung
Friedrich Müller
Mobil: 0171/8649686

Sekretariat
Anja Herzog

KIRCHENGEMEINDE

Sommersdorf / Thann
Sommersdorf 5
91595 Burgoberbach
Tel.: +49 9805 648
Fax: +49 9805 932 202
Mail: pfarramt@sommersdorf-thann.de
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ÖFFNUNGSZEITEN

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09:00 Uhr – 13:00 Uhr
Donnerstag:
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