Liebe Leserin, lieber Leser, an diesem Wochenende weihen wir in unserer Kirchengemeinde ein Mahnmal ein.…
Besondere Zeiten. Tagebuch, Seite 37
Liebe Tagebuchgemeinschaft,
das Osterwochenende liegt inzwischen schon wieder einige Tage zurück. Wer Kirchengottesdienste gern besucht, hat da viel vermisst. Ich habe allerdings auch vereinzelt in Rückmeldungen gelesen, dass es schön sein kann, eine Andacht daheim auf der Terrasse für sich zu lesen oder zuhause in kleiner Runde eine Osternacht sozusagen ‚privatissime‘ zu feiern. Diese Nachrichten haben mich gefreut – danke an jeden und jede von euch, die mir geschrieben hat. Wer auch an diesem Wochenende, das im Kirchenjahr den einprägsamen (:-)) Namen ‚Quasimodogeniti‘ hat, eine Andacht für sich oder im kleinen Kreis haben möchte, klickt bitte hier.
Nur zur Info: Der ‚Quasimodo‘ aus dem ‚Glöckner von Notre Dame‘ hat mit dem kommenden Sonntag im Blick auf die Namensgebung nichts zu tun. Es stecken lateinische Wörter hinter dem geheimnisvollen Namen: „Quasi modo geniti“ sind die drei ursprünglichen Wörter, jetzt zu einem zusammengezogen. Und diese drei Wörter bedeuten übersetzt: „Gleich wie neu geborene Kinder“. Alles weitere in oben zitierter Andacht …
Wie sah heute mein Tag aus? Ich wusste, dass ich viel Zeit am PC verbringen würde. Denn am Morgen musste ich einen Gottesdienst vorbereiten, den ich etwas gefürchtet habe: eine Trauerfeier in Zeiten der Corona-Pandemie. „Wie kann das gehen?“ habe ich mich zu Beginn der Ausgangssperre gefragt. Wir haben in den ersten Tagen als PfarrerInnen eine Art Handreichung bekommen, wie eine Trauerfeier aktuell gestaltet werden kann. Nicht möglich ist der für mich so wertvolle Austausch im Vorfeld einer Beerdigung oder Trauerfeier. Diese Zeit, in der ich sonst in Ruhe mit einigen Angehörigen des Verstorbenen länger zusammensitze, in der wir Fotos anschauen, die Lebenslinien des Toten noch einmal nachzeichnen, Episoden und Anekdoten erzählen – diese wertvolle Zeit gab es diesmal nicht. Daher hatte ich die betroffenen Familien gebeten, mir einige Gedanken zu der verstorbenen Person aufzuschreiben und mir diese Aufzeichnungen zukommen zu lassen. Wisst ihr, was daraus geworden ist? Ein mehrseitiger Liebesbrief. Ein ganz individuelles und damit kostbares Dokument von Menschen, deren Alter zwei Generationen überspannt. Viele Blicke auf eine Person, die voller Zuneigung sind. Es ist auf diese ganz andere Weise ein berührendes Porträt des Verstorbenen entstanden.
Wir haben uns dann am frühen Nachmittag in sehr kleiner Runde in einem persönlich gestalteten Gottesdienst von dem Toten verabschiedet und seine Asche im Familiengrab beigesetzt. Danach dachte ich mir: „Doch, auch so ganz anders kann das Abschiednehmen ein persönliches und hilfreiches sein.“ Allerdings – das mag durchaus meiner Persönlichkeit geschuldet sein – macht es mir gerade in solchen Situationen fast Mühe, nicht zu einer Begrüßung mit Handschlag aufeinander zuzugehen, sich nicht am Ende zum Abschied für einen Moment auch physisch nahe zu sein. Anteilnahme unter der Wahrung des Abstandsgebotes bleibt eine große Herausforderung – zumindest für mich.
Vor der Trauerfeier habe ich noch ein kleines Mittagessen für uns gezaubert. Und nach der Trauerfeier habe ich mich dann wieder ins Pfarramtsbüro verzogen, um mir Gedanken über den morgigen Sonntag zu machen. Für diejenigen unter euch, die sagen: „So ganz ohne biblische Impulse, so ganz ohne Musik mit Glaubensbezug ist der Sonntag für mich kein Sonntag.“ Ach ja — irgendwann am Nachmittag konnte ich nicht mehr gut sitzen. Da habe das Überlegen mit dem Aussaugen meines Autos verbunden. Das Herbstlaub im Fußraum des Beifahrersitzes begann schon zu zerfallen, es wurde Zeit für den Frühjahrsputz innen. Dabei habe ich mir die Frage gestellt, ob wohl Autowaschanlagen offen haben – für den Auto-Frühjahrsputz außen. Die Klärung dieser Frage samt Konsequenzen habe ich allerdings auf den Montag verschoben. Da könnte ich ja fast Glück haben!
Euch einen guten und gesegneten Sonntag. Bleibt gesund.
Ihre / eure Elfriede Bezold-Löhr