Liebe Leserin, lieber Leser, an diesem Wochenende weihen wir in unserer Kirchengemeinde ein Mahnmal ein.…
Besondere Zeiten. Tagebuch, Seite 51
Liebe Tagebuchleser*in, ein letztes Mal saß ich heute, am Samstag früh, hier am Schreibtisch im Pfarramtsbüro, um für eine Andacht für uns alle Gottes Wort für diesen Sonntag auf mich wirken zu lassen. Ab dem kommenden Wochenende werden wir uns ja wieder in den Kirchen sehen können und eine Woche später hoffentlich zum Lichtblick in der Schulaula in Burgoberbach.
Ich habe nachgeschlagen, welcher biblische Text für diesen Sonntag als geistlicher Impuls vorgesehen ist. Davor stand noch die Frage: Welchen Namen trägt dieser Sonntag überhaupt im Kirchenjahr? Nachsehen. ‚Jubilate‘ heißt der Sonntag. Und das heißt, vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt, schlicht: „Freut euch! Jubelt!“ Das ist doch schon einmal ein schöner ‚Schubs‘, den wir da kriegen. In dem gegenwärtigen Dschungel von Vorgaben, Diskussionen, Nachrichten, Einschränkungen und Stimmungsschwankungen ein ‚Freut euch!‘. Wie uns dieser Impuls erreichen und in Bewegung bringen kann, könnt ihr in der Andacht nachlesen und mitfeiern, die ihr hier aufruft.
Ich habe den Text im Johannes-Evangelium gelesen, ihn schon mal abgeschrieben und dann auf mich ‚wirken lassen‘. Das geht sehr gut beim Putzen, einer Arbeit, bei der man/frau nicht viel denken muss. Während Küche und Esszimmer wieder in bewohnbaren Zustand zurückfanden, hatte ich einige innere Bilder.
Über die Mittagszeit und den Wochenendeinkauf ist das alles etwas in den Hintergrund getreten.
Ab 16 Uhr stand unsere inzwischen schon fast zur Selbstverständlichkeit gewordene Skype-Konferenz des Kirchenvorstands auf dem Programm. Wir haben heute alle Rekorde gebrochen, da wir viel zu besprechen hatten: drei (ächz!) Stunden haben wir konferiert und unter anderem gut überlegt, wie sich Kirchengottesdienste zu Corona-Zeiten so realisieren lassen, dass alle gesund bleiben, die kommen. Ich weiß, ich wiederhole mich, doch ich tue das bewusst: Wer sich auf den 10. Mai freut und sich zum Gottesdienst aufmacht, ist herzlich, herzlich, herzlich willkommen. Allerdings bitte ich dich und Sie um die große innere Bereitschaft, ‚Gottesdienst anders‘ zu feiern. Das heißt im Klartext: Flexibilität mitbringen. Sich freuen über alles, was schon wieder möglich ist. (Und möglichst wenig Gedanken an das verschwenden, was gerade nicht so geht wie früher …) Wir haben uns im Kirchenvorstand selbst dabei ertappt, dass wir immer wieder in alte Denkmuster und Erwartungshaltungen zurückgefallen sind. Völlig normal. Sich auf das Veränderte einzulassen, braucht wohl manchmal eine bewusste Entscheidung.
Tja – dann war die Konferenz um. Und meine Andacht rief leise: „Schreib mich noch, meine Liebe. Ich bin bis jetzt nur ein zehnzeiliges Fragment, das du keinesfalls so abschicken kannst.“ Und als Oberstimme säuselte das Tagebuch: „Meine Seite fehlt bis jetzt auch noch. Wann ist die denn dran? Du wirst doch nicht …..?“
„Nein, ich werde nicht …!“ habe ich mich selber diszipliniert. Bam. Ich bin dahin gegangen, wo zu viele ‚Homeoffice-Leute‘ in diesen Wochen zu oft hingehen: an unseren Kühlschrank. Habe mir da ein paar leckere Kleinigkeiten auf die Hand geholt, mich mit dem Blick auf die wunderbar blühende Kastanie im Nachbarhof gestärkt und dann wieder an den Schreibtisch gesetzt.
Bis jetzt.
Jetzt mache ich einen Punkt. Sage und schreibe für heute nichts mehr. Und wünsche dir und Ihnen einen guten, einen gesegneten und vielleicht sogar fröhlichen Sonntag.
Deine Elfriede / Ihre Elfriede Bezold-Löhr